Willkommen auf der Reise zu mehr Verständnis und tieferen Beziehungen im Berufs- und Privatleben – willkommen in der Welt der wertfreien Kommunikation.
Es ist mehr als nur eine Methode, es ist ein Wegweiser zu tiefen, authentischen Beziehungen, die auf Verständnis und Respekt basieren und die Grundlage für eine effektive Gesprächsführung bilden. Sie ist auch die Grundlage dafür, echte Wertschätzung für sich selbst zu definieren und zu leben.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Welt bringt oft Missverständnisse und Konflikte in unsere Beziehungen, weil wir nicht gelernt haben, eine wertfreie oder gar wertschätzende Haltung einzunehmen und zu kommunizieren.
Das ist schade, denn nicht nur im Berufs- und Geschäftsleben, sondern auch im Privatleben können wir von einem solchen Kommunikationsstil enorm profitieren. Das ist es, was du von diesem Artikel erwarten kannst:
Keytakeaways
- Die Nuancen der Kommunikation: Entdecke den feinen Unterschied zwischen wertfreiem Austausch und wertschätzender Kommunikation – es geht darum, ohne Urteil zuzuhören und dennoch jeden Beitrag zu würdigen.
- Empathie als Fundement: Lerne die Grundpfeiler der wertfreien Kommunikation kennen, welche uns lehren, Situationen und Menschen ohne vorgefertigte Meinungen zu begegnen, und finde heraus, wie Mitgefühl und Ehrlichkeit unsere Gespräche verwandeln können.
- Selbstreflexion und persönliche Entwicklung: Sieh, wie die Auseinandersetzung mit unseren eigenen Gedanken und Gefühlen uns nicht nur emotional reifer macht, sondern auch unsere Fähigkeit, konstruktiv zu kommunizieren, stärkt.
Um unvoreingenommen und unparteiisch zu kommunizieren, sehen wir uns erstmal an, was genau das bedeutet und was die gängige Definition dieses Kommunikationskonzepts ist.
Was ist wertfreie Kommunikation? Definition wertfrei kommunizieren
Wertfreie Kommunikation bedeutet, dass man sich bemüht, bei der Kommunikation mit anderen Menschen keine persönlichen Werturteile oder Bewertungen einfließen zu lassen. Stattdessen geht es darum, die Kommunikation auf einer sachlichen Ebene zu führen. Die wichtigsten Aspekte von wertfreier Kommunikation sind:
- Objektivität: – man beschreibt Situationen und Sachverhalte möglichst neutral und objektiv, ohne sie durch eine persönliche Brille zu bewerten.
- Deskriptive Sprache: Statt interpretierender oder wertender Adjektive beschreibt man konkret beobachtbare Verhaltensweisen und Situationen.
- Ich-Botschaften: Statt dem Gegenüber Vorwürfe zu machen („Du hast aber wieder alles falsch gemacht!“), formuliert man aus der eigenen Perspektive und beschreibt die eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse.
- Aktives Zuhören: Man lässt sein Gegenüber ausreden, fragt nach und fasst zusammen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Das Ziel einer wertfreien Kommunikation ist es, durch Offenheit, gegenseitiges Verständnis und eine sachliche Gesprächsbasis Konflikte zu lösen und Beziehungen zu verbessern.
Anstatt also zu sagen "Du bist unpünktlich und das ist rücksichtslos von dir", würde man in der wertfreien Kommunikation sagen "Du bist heute 15 Minuten später gekommen als verabredet."
Allerdings erfordert dieser Kommunikationsstil viel Selbstreflexion und Disziplin, die besonders bei Konfliktgesprächen mit Mitarbeitern und Partnern ihre Wirksamkeit voll entfalten.
Dabei geht es darum, eine Situation, ein Verhalten oder eine Aussage möglichst neutral und ohne eigene Wertung wiederzugeben.
Warum ist wertfreie Kommunikation wichtig?
Wertfreie Kommunikation ermöglicht es den Individuen, ihre Meinungen, Ideen und Gefühle auf eine Weise auszudrücken, und ermöglicht es dadurch, authentisch zu kommunizieren. Sie fördert das Zuhören, das gegenseitige Verständnis und den Respekt, was für das Aufbauen erfolgreicher, gesunder Beziehungen elementar ist, egal ob im Privatleben oder im Beruflichen.
Wir sind letztendlich alle soziale Wesen und die Qualität unserer Beziehungen bestimmt die Qualität unseres Lebens – in allen Beziehungsbereichen.
Im privaten Bereich ist Kommunikation das die Quelle unseres Glücks, im beruflichen Kontext, egal ob als Unternehmer*in, Führungskraft oder Freelancer, das Sprungbrett für Erfolg im Geschäfts- und Berufsleben.
Michael Katzmann
„Vertrauen ist der Klebstoff des Lebens“, hat Stephen R. Covey einmal gesagt. Und erst die gute Kommunikation lässt den Klebstoff seine volle Wirkung entfalten.
Für jede Führungskraft, die effektiv und authentisch führen will, sollte das Thema des wertfreien Austauschs von hohem Interesse sein. Die gute Kommunikation hilft z.B. die Mitarbeitermotivation effektiv zu gestalten, das Teambuilding besser zu gestallte und insgesamt die Mitarbeiterzufriedenheit signifikant zu steigern.
Gute Kommunikation ist gute Führung!
Sie erlaubt es, unterschiedliche Perspektiven und Ansätze wertzuschätzen, ohne sich selbst bedrängt zu fühlen, was zur Verbesserung der Entscheidungsfindung und damit der Führungskompetenzen beiträgt. Diese Art der Kommunikation verbindet!
Letztendlich fördert die allparteiliche Kommunikation auch die Integrität am Arbeitsplatz, weil offen über alle Themen, auch solche, die vielleicht unangenehm sind und ein hohes Konfliktpotenzial haben, gesprochen werden kann. Die wertfreie Haltung ermöglicht damit erst die Authentizität, Integrität und die daraus resultierende Wertschätzung als fester Bestandteil einer positiven Organisationskultur.
Durch meine Business– und Executive-Coachings, Kommunikationstrainings und Beiträge hier auf dem Blog und LinkedIn werde ich oft gefragt, was der Unterschied zwischen wertschätzender und wertfreier Kommunikation ist.
Daher widmen wir uns kurz in den nächsten beiden Abschnitten diesem Thema.
Wer sich in das Thema wertschätzende Kommunikation vertiefen möchte, dem empfehle ich folgende Artikel:
Unterschied zwischen wertfreie Kommunikation und wertschätzende kommunikation
Wertfreie Kommunikation | Wertschätzende Kommunikation | |
---|---|---|
Definition | Kommunikation ohne Bewertungen, Interpretationen oder Urteile, Fokus auf Beschreibung von Beobachtungen, Gefühlen und Bedürfnissen. | Grundsätzlich positive Kommunikation, die die Ansichten und Beiträge des Gegenübers respektiert und anerkennt. |
Ziel | Vermeidung von Missverständnissen und Konflikten, gegenseitiges Verständnis. | Positive Beziehungsgestaltung, Motivation und Vertrauensaufbau. |
Vorgehen | Neutrale Beschreibung von Situationen und Verhalten, Offenlegung eigener Empfindungen und Bedürfnisse. | Lob, Anerkennung und konstruktives Feedback, auch bei Kritik. |
Sprache | Verzicht auf Bewertung oder Interpretation und Verallgemeinerungen, Ich-Botschaften. | Positiver Tonfall und wertschätzende Haltung, auch bei schwierigen Themen. |
Effekt | Gesprächspartner fühlt sich verstanden und ernst genommen. | Gesprächspartner fühlt sich wertgeschätzt und motiviert. |
Gemeinsamkeiten zwischen wertfreie Kommunikation und wertschätzenden kommunikation
Nr | Gemeinsamkeit |
---|---|
1 | Respekt für den Gesprächspartner |
2 | Empathie und Mitgefühl zeigen |
3 | Aktives Zuhören |
4 | Vermeidung von Vorwürfen und Anschuldigungen |
5 | Fokus auf konstruktive Lösungen |
6 | Ich-Botschaften senden |
7 | Bedürfnisse und Motive verstehen |
Beide Kommunikationsformen zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Gesprächspartner und seine Sichtweise respektieren. Es ist eine Form des empathischen Verstehens und ein Versuch, durch Zuhören die Position des Anderen wirklich grundlegend zu erkunden. Destruktive Vorwürfe werden vermieden, stattdessen wird erstmal gefragt, was die andere Person wirklich mit dem meint, was sie sagt und welche Bedürfnisse und Gefühle dahinterstehen.
Zwischenfazit: Kommen wir mit wertschätzender kommunikation oder wertfreien Kommunikations zum Ziel?
Grundsätzlich sollten wir in erster Linie das Ziel haben, genau zu erfahren, was unser Gegenüber uns mitteilt und welche Reaktionen es in uns hervorruft.
Unser Gehirn ist eine Vorhersage Maschine und darauf konditioniert, Sätze und Meinungen anderen überzustülpen. Oft hat dies wenig mit der Realität zu tun, da wir aus vergangenen Konditionierungen, meist aus der Kindheit, handeln.
Ein Beispiel:
Eine Tochter wurde von ihrer Mutter immer angeschrien, wenn sie etwas gemacht hat, was nicht den Vorstellungen der Mutter entsprach. Später ist sie eine erfolgreiche Führungskraft in einem Industriekonzern geworden. Als Teil ihres Karriereweges wird sie nach Südamerika geschickt, wo oft lauter und emotionaler gesprochen wird. Sie empfindet die Kommunikation als respektlos und kommt mit Ihren Kolleginnen und Kollegen schlecht zurecht
Ein weiteres Beispiel:
Ein Junge hatte einen ständig schlecht gelaunten Vater. Er hatte immer das Gefühl, brav und nett sein zu müssen, damit die Laune des Vaters nicht noch schlechter wurde. Heute ist er Projektmanager bei einem mittelständischen Automobilzulieferer und hat ständig Angst zu versagen. Sobald sein Chef eine harmlose Bitte äußert, zuckt er zusammen und geht übereifrig ans Werk. Oft sind die Ergebnisse zu umfangreich, dauern zu lange und entsprechen nicht den Vorgaben. Er empfindet seinen Chef als grausam und seinen Kommunikationsstil als hart.
Diese beiden Beispiele illustrieren, dass wie wir kommunizieren in erster Linie damit zusammenhängt, wie wir uns sehen und wie wir sozialisiert wurden.
Grundvoraussetzung für eine optimale Kommunikation ist also der Blick nach Innen.
Optimal kommunizieren heißt, dass wir uns immer erst selbst kennenlernen und die Gefühle verändern, die uns an wertschätzender Art, oder wie es in der GfK heißt, der Sprache des Herzens zu verständigen hindern.
Michael Katzmann
Das bieten beide Kommunikationsmodelle, weil sie voraussetzen, dass wir genau hinhören, was unser Gegenüber sagt, dies in uns reflektieren (die Vorhersagemaschine anwerfen) und dann unsere Beobachtung neutral und empathisch wiedergeben.
Welcher Kommunikationsstil besser zum Ziel führt, ist auch kontextabhängig.
In Coachings oder konfliktgeladenen Gesprächen bietet sich eine wertfreie Kommunikation eher an, während bei Motivationsgesprächen zwischen Mitarbeitern und Führungskraft eine wertschätzende Kommunikation bessere Ergebnisse liefert.
Die Grundlagen der wertfreien Kommunikation
Ursprung und Prinzipien der wertfreien Kommunikation
Die Wurzeln des Konzepts finden sich bereits in der humanistischen Psychologie und östlichen Philosophien wie dem Buddhismus oder Taoismus. Konkret werden jedoch die Wurzeln der wertfreien Kommunikation heute in der gewaltfreien Kommunikation, auch GFK genannt, identifiziert.
Die wertfreie Kommunikation wurde in den 1960er Jahren vom US-amerikanischen Psychologen Dr. Marshall Rosenberg entwickelt. Marshall Rosenberg entwickelte die Ideen zu einem eigenständigen Kommunikationsmodell weiter, das heute in Pädagogik, Mediation und Unternehmen angewendet wird.
Sie basiert auf folgenden Grundprinzipien:
- Beobachtung ohne Bewertung: Beschreibe Situationen und Verhalten wertfrei, ohne es zu interpretieren oder zu beurteilen.
- Mitgefühl als Motivation: Kommunikation soll dem Wohle aller Beteiligten dienen und ihre Bedürfnisse berücksichtigen.
- Ehrlichkeit und Authentizität: Teile deine Gedanken und Gefühle offen mit, aber auf eine nicht verletzende Weise.
- Eigenverantwortung übernehmen: Mache andere nicht für dein Erleben verantwortlich, sondern übernimm die Verantwortung für deine Gefühle selbst.
Das Ziel der wertfreien Kommunikation ist es, die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern, indem man lernt, empathisch auf andere einzugehen und Konflikte konstruktiv zu lösen.
Die Methoden der gewaltfreien Kommunikation sowie die Prinzipien der wertfreien Kommunikation umfassen:
- Empathie und Mitgefühl für andere Menschen
- Verzicht auf Bewertungen, Anschuldigungen und Rechtfertigungen
- Beschreibung der eigenen Wahrnehmung einer Situation
- Formulierung eigener Gefühle und Bedürfnisse
- Bitten statt Forderungen
Im Folgenden sehen wir uns weitere Bestandteile des Kommunikationsstils an.
Aktives Zuhören und Vermeidung von Urteilen
Ein zentrales Element der wertfreien Kommunikation ist aktives Zuhören. Dabei geht es darum, das Gegenüber ausreden zu lassen, ohne selbst bereits über eine Antwort nachzudenken, zu unterbrechen oder das Gesagte direkt zu bewerten.
Statt vorschnell mit einem „Das stimmt doch gar nicht!“ oder „Das ist aber Quatsch!“ zu reagieren, versucht man in der wertfreien Kommunikation, die Aussagen wertfrei wiederzugeben und gegebenenfalls durch gezielte Fragen ein besseres Verständnis zu erlangen.
Hier ist es wichtig, dass wir präzise wiedergeben, was wir verstanden haben, und fragen, ob es auch so gemeint ist. Zum Beispiel: „Habe ich dich richtig verstanden, dass…“
Unterschied zwischen wertfreier und gewaltfreier Kommunikation
Die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist ein strukturiertes Kommunikationsmodell, das aus vier Schritten besteht:
- Beobachtung,
- Gefühl,
- Bedürfnis,
- Bitte.
Die wertfreie Kommunikation hat dieselben Ziele, ist aber weniger formalisiert. Sie legt vor allem Wert auf eine nicht wertende Sprache und Haltung, während die gewaltfreie Kommunikation ein klares Schema zur Konfliktlösung vorgibt.
Vor allem am Anfang macht es Sinn, sich erst einmal darauf zu konzentrieren, die eigenen Wertungen zu erkennen und die neutrale Wiedergabe des Gehörten auch wertfrei wiederzugeben. Alleine diese Übung ist für viele herausfordernd, jedoch sehr lohnenswert.
Empathie, Mitgefühl und Respekt in der wertfreien Kommunikation
In der wertfreien Kommunikation geht es darum, Empathie und Mitgefühl für andere Menschen zu zeigen. Statt das Verhalten des Gegenübers zu bewerten, versucht man zu verstehen, was die Person fühlt und braucht.
Dies erfordert, die eigenen Vorurteile und Bewertungen zurückzustellen und dem Gegenüber mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.
Die Frage, die sich hier stellt, ist: Ist Empathie, Mitgefühl und Respekt bereits eine Wertung?
Wir können nie komplett wertfrei ohne Bewertung kommunizieren.
Empathie und Mitgefühl sind zentrale Bausteine für eine konstruktive zwischenmenschliche Kommunikation. Sie ermöglichen es, die Perspektive und Situation des Gegenübers zu verstehen. Jedoch beinhalten sie bereits eine Form der Bewertung oder Einschätzung, da man die Emotionen und Erfahrungen des anderen einschätzen und darauf reagieren muss.
Man kann nicht nicht kommunizieren. Auch ohne Worte stehen wir jederzeit im Austausch mit unseren Mitmenschen - ob wir wollen oder nicht.
Paul Watzlawick
Reine Wertfreiheit, bei der Situationen völlig neutral und unvoreingenommen beschrieben werden, ist demnach schwer erreichbar.
Dennoch sollte die Kommunikation idealerweise so deskriptiv und akzeptierend wie möglich sein. Wertschätzende Kommunikation, bei der man dem Gegenüber mit Respekt und Würde begegnet, kann hier ein guter Kompromiss sein.
Sie kombiniert Empathie und Mitgefühl mit einem Bemühen um Neutralität und Unvoreingenommenheit. Auch wenn wir nie absolut wertfrei kommunizieren können, sollten wir uns diesem Ideal annähern, indem wir reflektieren, wo unsere Wertungen und Bewertungen liegen.
In dem wir wertschätzend, mit Achtsamkeit und einer Haltung des Respekts kommunizieren, kann Kommunikation gelingen, die konstruktiv ist und alle Beteiligten in ihrer Subjektivität anerkennt.
Die Vorteile der wertfreien Kommunikation
Verbesserung der Beziehungen und des Verständnisses
Wertfreie Kommunikation verbessert nachweislich die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Indem negative Bewertungen größtenteils weggelassen werden, fühlt sich das Gegenüber ernst genommen und verstanden.
So entsteht mehr
- Nähe,
- Vertrauen und
- Verbundenheit.
Auch Konflikte können leichter beigelegt werden, da keine Vorwürfe mehr im Raum stehen, die eine Verteidigungshaltung auslösen würden.
Vermeidung von Missverständnissen und Lösungsorientiertes Handeln
Da Inhalte durch wertfreie Kommunikation präziser und differenzierter transportiert werden, kommt es viel seltener zu Missverständnissen.
Ein einfaches „Das war voll daneben!“ lässt viel Interpretationsspielraum. Wenn ich jedoch konkret beschreibe, was ich beobachtet habe und was ich dabei gefühlt habe, ist die Chance auf eine konstruktive Reaktion des Gegenübers viel höher.
Förderung von Respekt und Empathie
Wertfreie Kommunikation fördert gegenseitigen Respekt und Empathie. Wenn ich mein Gegenüber nicht verurteile, sondern versuche es zu verstehen, werde ich auch selbst mit mehr Wertschätzung behandelt.
So entsteht eine Kultur des Miteinanders, in der sich alle ernst- und wahrgenommen fühlen – eine wichtige Grundlage für ein positives Arbeitsklima und produktive Zusammenarbeit.
Erhöhte Selbstreflexion und selbwahrnemung
Wertfreie Kommunikation beginnt bei der Selbstreflexion: Wie nehme ich eine Situation wahr und warum reagiere ich so? Oft stecken hinter unseren Reaktionen unerfüllte Bedürfnisse oder frühere, teils traumatische, negative Erfahrungen.
Hier ein Video dazu:
Durch eine bewusste Auseinandersetzung mit meiner Innenwelt lerne ich, meine Mitmenschen weniger schnell zu verurteilen. Das führt zu emotionaler Reife und Gelassenheit.
Praktische Tipps für wertfreie Kommunikation
Vermeidung von Verallgemeinerungen und Urteilen
Verallgemeinerungen wie „immer“, „nie“ oder absolut gesetzte Urteile wie „das ist unmöglich“ sollten vermieden werden. Sie tragen stark wertende Aspekte in die Kommunikation ein.
Besser ist es, bei konkreten Beobachtungen zu bleiben und eigene Unsicherheiten zuzugeben, anstatt etwas als hundertprozentige Wahrheit darzustellen.
Offene Fragen stellen und aktives Zuhören
Stellen Sie offene Fragen, die nicht mit Ja/Nein beantwortet werden können. So erfahren Sie mehr über Beweggründe und Absichten Ihres Gegenübers.
Hören Sie aufmerksam zu, ohne direkt nach Antworten zu suchen. Das zeigt Ihr Interesse und Ihren Respekt.
Achtsamkeit in der Sprache
Achten Sie auf eine wertschätzende Sprache, die niemanden angreift oder bloßstellt. Vermeiden Sie abfällige Bemerkungen, auch wenn Sie verärgert sind.
Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, Ihr Anliegen konstruktiv zu formulieren.
Übungen und Strategien zur Verbesserung der wertfreien Kommunikation
Es gibt verschiedene Übungen und Strategien, um wertfreier zu kommunizieren:
- Beobachtungstagebuch führen
- Gefühlswortschatz erweitern
- Mit Paraphrasierungen Empathie üben
- Rollenspiele zu Konfliktsituationen
- Regelmäßige Selbstreflexion
Ressourcen und Weiterbildungsmöglichkeiten für wertfreie Kommunikation
Folgende Ressourcen unterstützen Sie auf dem Weg zu mehr wertfreier Kommunikation:
- Ratgeber und Hörbücher zum Thema
- Kommunikationstrainings und -workshops
- Coaching und Supervision
- Online-Kurse zur gewaltfreien Kommunikation
Fallstudien und Beispiele
Praktische Beispiele für wertfreie Kommunikation im Alltag
Situation: Kollege kommt wiederholt 15-20 Minuten zu spät zur Arbeit.
Reaktion mit Bewertung: „Immer kommst du zu spät. Das ist echt rücksichtslos und unprofessionell!“
Reaktion wertfrei: „Ich sehe, dass du in den letzten zwei Wochen jeden Tag 15 bis 20 Minuten nach der vereinbarten Arbeitszeit angefangen hast. Ich fühle mich dadurch gestresst und überlastet, weil in der Zeit bereits Kundenanfragen eingehen, die ich nicht gleichzeitig beantworten kann. Ich wünsche mir, dass wir alle pünktlich zur Arbeit erscheinen, damit die Arbeitsabläufe reibungslos funktionieren und keine Doppelbelastung entsteht.“
Situation: Ein Teammitglied vergisst wiederholt, wichtige Updates in der gemeinsamen Projektmanagement-Software zu dokumentieren.
Reaktion mit Bewertung: „Du lässt immer die Updates in unserer Projektmanagement-Software aus. Das ist echt nachlässig und erschwert die Teamarbeit massiv!“
Reaktion wertfrei: „Mir ist aufgefallen, dass in den letzten Projekten wichtige Updates nicht in unserer Projektmanagement-Software eingetragen wurden. Dies führt dazu, dass ich und das Team nicht auf dem aktuellen Stand sind, was die Zusammenarbeit und die Einhaltung von Fristen erschwert. Es ist mir wichtig, dass wir alle Informationen zeitnah in der Software dokumentieren, um die Transparenz und Effizienz unserer Arbeit zu gewährleisten.“
Praktische Beispiele für wertfreie Kommunikation in der online-kommunikation
Situation: Ein Teammitglied antwortet nicht auf wichtige E-Mails und lässt Anfragen regelmäßig unbeantwortet.
Reaktion mit Bewertung: „Du ignorierst ständig unsere E-Mails. Das ist wirklich unverantwortlich und hindert den Fortschritt des Projekts!“
Reaktion wertfrei: „Ich habe bemerkt, dass einige meiner E-Mails und Anfragen in den letzten Wochen unbeantwortet geblieben sind. Dies führt zu Verzögerungen und Unsicherheiten in unseren Projekten, da ich auf diese Informationen für meine weiteren Aufgaben angewiesen bin. Es wäre hilfreich, wenn wir sicherstellen könnten, dass alle Anfragen zeitnah beantwortet werden, um einen reibungslosen Informationsfluss und die Einhaltung unserer Zeitpläne zu gewährleisten.“
Situation: Ein Kollege nutzt ausschließlich informelle Kommunikation in professionellen Online-Meetings, was zu Missverständnissen führt.
Reaktion mit Bewertung: „Deine Art zu reden ist viel zu locker für unsere Meetings. Das kommt echt unprofessionell rüber und sorgt für Verwirrung!“
Reaktion wertfrei: „Mir ist aufgefallen, dass die informelle Kommunikation während unserer Online-Meetings zuweilen zu Missverständnissen führen kann, besonders bei komplexen Themen oder mit externen Partnern. Ich denke, es könnte hilfreich sein, wenn wir alle versuchen, einen etwas formelleren Ton anzulegen, um sicherzustellen, dass unsere Diskussionen für alle Beteiligten klar und verständlich sind. Dies könnte die Effektivität unserer Meetings verbessern und zu besseren Ergebnissen führen.“
Konkrete Situationen, in denen wertfreie Kommunikation angewendet werden kann
- Elterngespräche in Schulen
- Mitarbeitergespräche und Zielvereinbarungen
- Konflikte mit Kunden und Beschwerdesituationen
- Diskussionen in Vereinen oder Gemeinderäten
- Deeskalierende Kommunikation bei Demonstrationen
Anwendung in verschiedenen Kontexten (Beruf, Familie, Freundschaften)
Die Prinzipien der wertfreien Kommunikation lassen sich in den unterschiedlichsten Kontexten anwenden:
- im Berufsleben, um die Teamarbeit und Kommunikation mit Kunden zu verbessern,
- in der Partnerschaft, um mehr Verständnis füreinander zu entwickeln,
- in der Erziehung, um Kinder ernst zu nehmen und zu befähigen,
- und im Freundeskreis, um auch bei Konflikten den Respekt zu wahren.
Erfolgsgeschichten einer Führungskraft, die durch wertfreie Kommunikation positive Veränderungen erlebt hat
Von 2011 bis Ende 2014 habe ich für eine Private Equity Gesellschaft gearbeitet, die sich auf die Sanierung von Unternehmen in Schwierigkeiten spezialisiert hat. Nach der Übernahme des Unternehmens suchten wir einen neuen Geschäftsführer und ich übernahm mit einem Team als Turnaround-Manager verschiedene Führungspositionen im Unternehmen.
Ich hatte vorher noch nie ein Führungskräftetraining gemacht, geschweige denn ein Kommunikationstraining. Bei einem Unternehmen in der Nähe von Leipzig hat der neue Geschäftsführer seinen Führungskräftetrainer mitgebracht, um das gesamte Führungsteam, vom Vertriebsleiter über den Produktionsleiter, die Leiterin der Buchhaltung und den Leiter des Einkaufs und mich zu schulen.
Für mich waren die 6 Monate Ausbildung wie eine Offenbarung, die mir nicht nur geholfen hat, beruflich viel besser zu werden, sondern mich auch persönlich in meiner Entwicklung weit vorangebracht hat.
Da ich als Externer (und Wesi) in den Change-Prozessen auf sehr große Widerstände stieß, war die Arbeit wie ein endloses Schürfen in einem Sumpf, der nach jeder Anstrengung immer wieder in seinen Ausgangszustand zurückkehrte.
Was mir besonders geholfen hat, diesen Zustand zu überwinden, war die Haltung der Unparteilichkeit, auch Allparteilichkeit genannt. Dabei geht es nicht nur darum, seine Kommunikation frei von Bewertungen und Urteilen zu halten, sondern jedes Gespräch mit Neugier und Unvoreingenommenheit zu führen.
Ein Beispiel: Es gab bestimmte Führungskräfte, von denen ich schon wusste, dass ich auf Widerstand stoßen würde. Wenn sie dann einmal mitmachten, war innerhalb einer Woche alles wieder beim Alten. Allein diese Haltung hat es mir schon schwer gemacht, mit meinen Kollegen wertfrei zu kommunizieren.
Nach dem Training habe ich viel geübt und zunächst an meiner wertfreien Haltung und Einstellung gearbeitet. Ich beschrieb die Situationen so neutral wie möglich, führte die Gespräche über Fragen und ließ die Führungskräfte die Ideen für Veränderungen selbst entwickeln. Ich habe festgestellt, dass dadurch nicht nur die Begegnungen und Gespräche beim kommunizieren viel angenehmer und produktiver wurden, sondern dass die Führungskräfte oft selbst mit voller Kraft die Veränderung vorangetrieben haben.
Fazit: Wertfrei und wertschätzend kommunizieren als Schlüsselelement für Erfolg und Glück
In unserer sich rasch verändernden Welt, in der Missverständnisse und Konflikte uns täglich herausfordern, ist die Fähigkeit zur wertfreien Kommunikation ein Geschenk, das Türen öffnet. Es ist mehr als nur eine Technik – es ist ein Wegweiser zu echter Verbindung und tiefem Verständnis. Stellen Sie sich vor, wie sich unsere Beziehungen verwandeln könnten, wenn wir lernen, wirklich zuzuhören, unsere Worte mit Bedacht zu wählen und jedem Menschen mit Offenheit zu begegnen.
Wertfreie Kommunikation lädt uns ein, nicht nur unsere Worte, sondern auch unser Herz zu öffnen. Sie lehrt uns, Empathie zu zeigen, mit Mitgefühl zu reagieren und durch Selbstreflexion besser zu werden. Sie ermutigt uns, Brücken zu bauen, statt Mauern hochzuziehen.
Jede positive Veränderung beginnt bei uns. Durch die Praxis der wertfreien Kommunikation schaffen wir eine Welt des Vertrauens und des Verständnisses. Es ist Zeit, unsere Worte bewusst zu wählen und sie als Werkzeuge für positive Veränderungen zu nutzen. Lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen, offen, neugierig und bereit, voneinander zu lernen. Denn letztendlich ist es die Art, wie wir miteinander sprechen, die die Stärke unserer Beziehungen definiert. Kommunikation ist der Schlüssel – für ein erfüllteres Leben und stärkere Beziehungen.