
Beziehungsebene und Sachebene – zwei Begriffe, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation eine sehr wichtige Rolle spielen und meiner Erfahrung nach zu den wichtigsten mentalen Werkzeugen gehören, um tragfähige Beziehungen im Berufs- und Privatleben aufzubauen.
Sie ist die Grundlage für echte Wertschätzung, authenzität im Leben und Beruf und einer engen produktive Zusammenarbeit.
Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Kommunikationsmodell?
Und wie können wir es nutzen, um Missverständnisse zu vermeiden und unsere Kommunikation zu verbessern?
Schneller Überblick und Antwort auf die Frage, was die beiden Ebenen bedeuten
Auf der Beziehungsebene geht es im Wesentlichen um das persönliche Verhältnis bzw. die Beziehung zwischen zwei Menschen.
Mag ich die andere Person?
Kann ich sie leiden?
Die Beziehungsebene bestimmt also, wie wohlwollend wir einer Person begegnen oder nicht. Sie ist damit entscheidend für die Qualität der Gesprächsführung. Charakteristische Eigenschaften, die diese Ebene beschreiben, sind:
- Emotionale Nähe und Vertrauen: Die Beziehungsebene ist stark von emotionaler Nähe und Vertrauen zwischen den Kommunikationspartnern geprägt. Diese Faktoren bestimmen, wie offen und ehrlich die Beteiligten miteinander kommunizieren können.
- Wertschätzung und Respekt: Eine gute Beziehungsebene zeichnet sich durch gegenseitige Wertschätzung und Respekt aus. Diese Aspekte beeinflussen, wie Botschaften interpretiert werden und wie wohl sich die Beteiligten in der Kommunikation fühlen
- Empathie: Die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt des anderen hineinzuversetzen, ist ein zentraler Bestandteil der Beziehungsebene. Sie ermöglicht ein tieferes Verständnis für die Perspektive des anderen und kann die Bindung stärken oder schwächen, wenn sie fehlt.
- Persönlichkeitseigenschaften: Motive, Werte und Neigungen der beteiligten Personen spielen auf der Beziehungsebene eine Rolle. Sie beeinflussen, wie die Kommunikation geführt wird und wie die Beteiligten aufeinander reagieren.
Nonverbale Kommunikation vermittelt, meist unbewusst, zusätzliche Informationen über die Bedeutung einer Aussage und die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Dazu gehören
- Mimik,
- Gestik,
- Stimmlage und
- Körperhaltung
Auf der Beziehungsebene vermitteln wir, was wir von der anderen Person halten und wie diese Person zu uns steht (z.B. spreche ich vertraulich oder formell mit der Person).
Dies geschieht in der Regel indirekt und implizit, also unbewusst, und beeinflusst maßgeblich, wie die andere Person die Botschaft interpretiert und aufnimmt.
Grundsätzlich sind Kommunikationsinstrumente wie die wertschätzende Kommunikation oder die wertfreie Kommunikation ein guter Hebel, um die persönliche Ebene zu stärken.
Wem es gelingt, eine positive Beziehungsbotschaft zu vermitteln, der wird
- Vertrauen,
- Wertschätzung und Kooperationsbereitschaft signalisieren,
während eine negative Beziehungsbotschaft zu
- Missverständnissen,
- Konflikten und Kommunikationsstörungen
führt.
Auf der Ebene der Beziehungskommunikation wird also unbewusst immer die Frage gestellt: „Bin ich okay, bist du okay“ (siehe dazu auch Einführung in die Transaktionsanalyse von Thams A. Herris).
Die Beziehungsebene entscheidet darüber, ob wir gut mit Kollegen zusammenarbeiten können, ob wir gerne mit Freunden zusammen sind oder ob wir bei einem Kunden gut verkaufen können.
Michael Katzmann
Wenn die Beziehungsebene gestört ist, wird es sehr schwierig, auf der Sachebene gut zusammenzuarbeiten.
Dies gilt für die Beziehung zwischen:
- Familien
- Organisationen (Mitarbeiter untereinander und Vorgesetzter – Mitarbeiter)
- Verkauf (Verkäufer – Kunde)
Man bekommt „Steine in den Weg gelegt“, fühlt sich vom Chef*in oder den Kolleg*innen gegängelt und der Kunde ruft zum Beispiel einfach nicht zurück.
Auf der Sach- oder Inhaltsebene der Kommunikation werden vor allem Informationen ausgetauscht.
Folgende Themen werden typischerweise auf der Sach- oder Inhaltsebene der Kommunikation behandelt:
- Termine und Fristen: Auf der Sachebene werden häufig konkrete Termine für Besprechungen, Fristen für Projekte oder Abgabefristen kommuniziert.
- Fakten und Informationen: Auf der Inhaltsebene werden objektive, nachprüfbare Fakten und Informationen zu einem bestimmten Thema kommuniziert.
- Arbeitsanweisungen und Aufgabenverteilung: Klare Anweisungen zu Arbeitsschritten, Zuständigkeiten und Aufgabenverteilung im Team werden sachlich besprochen.
- Ergebnisse und Indikatoren: Auf der Sachebene werden häufig messbare Ergebnisse, Leistungskennzahlen, Umsatzzahlen oder andere Daten besprochen und analysiert.
- Produkt- oder Dienstleistungsdetails: Auf der Sachebene werden sachliche Informationen über Eigenschaften, Spezifikationen, Preise oder Konditionen von Produkten und Dienstleistungen kommuniziert.
Auf der Sachebene steht also der rein sachliche, faktische Inhalt der Kommunikation im Vordergrund, losgelöst von emotionalen, zwischenmenschlichen oder appellativen Aspekten, die eher auf der Beziehungsebene eine Rolle spielen.
Soweit die Kurzfassung zum Thema Beziehungsebene und Sachebene verstehen.
Im weiteren Verlauf des Blogs werden wir das Thema vertiefen. Wir beleuchten, wie Botschaften zwischen Sender und Empfänger übermittelt werden, welche vier Ebenen es gibt und welche Stolpersteine dabei auftreten können.
Dabei werfen wir einen Blick unter die Oberfläche und entdecken, was sich hinter dem Eisbergmodell verbirgt.
Abschließend schauen wir uns an, wie wir die hier vorgestellten Modelle nutzen können, um tiefere Beziehungen zu unseren Mitmenschen aufzubauen und Konflikte produktiv zu lösen.
Key Takeaways in diesem Blogartikel:
- Den Unterschied zwischen Sach- und Beziehungsebene verstehen
- Lernen, wie Missverständnisse in der Kommunikation entstehen
- Erfahren was die Grundlagen des Eisberg-Modells und des 4-Ohren-Modells sind
- Entdecken die vier Ebenen einer Botschaft: Sach-, Beziehungs-, Selbst- und Appellebene.
- Das anwenden des 4-Ohren-Modell an, um die eigene Kommunikation zu verbessern.
- Erhalten wertvolle Tipps und Handlungsanweisungen zur Vermeidung von Missverständnissen und zur Stärkung der Beziehungsebene.
Beginnen wir mit der konkreten Definition der Beziehungsebene.
Definition Beziehungsebene
Der Begriff der Beziehungsebene geht ursprünglich auf den Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick zurück. Er unterschied in seinem Axiom erstmals zwischen dem Inhaltsaspekt und dem Beziehungsaspekt einer Botschaft, wobei der Beziehungsaspekt bestimmt, wie der Inhalt zu verstehen ist.
Er umfasst Emotionen, Wertvorstellungen und persönliche Hintergründe, die oft unbewusst und nonverbal durch Mimik, Gestik, Tonfall und Formulierungen zum Ausdruck kommen.
Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat diese Unterscheidung in seinem Vier-Ohren-Modell (auch Nachrichtenquadrat oder Kommunikationsquadrat genannt) aufgegriffen und die Beziehungsebene als eine der vier Seiten einer Nachricht definiert.
Nach seinem Modell sendet jede Äußerung neben
- Sachinhalt,
- Selbstoffenbarung (Eine Person teilt einem Gesprächspartner verbal eine persönliche Information mit, die diesem bisher unbekannt war) und
- Appell (Die Aufforderung kann auf eine Handlung oder Unterlassung abzielen, um eine Einstellungs- oder Verhaltensänderung herbeizuführen)
auch eine Botschaft über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger.
Auf der Beziehungsebene vermittelt der Sender, wie er den Empfänger einschätzt und zu ihm steht.
Dies kann Wertschätzung, Respekt, Sympathie oder Antipathie signalisieren. Der Empfänger nimmt diese Signale mit seinem „Beziehungsohr“ wahr und fühlt sich dadurch in einer bestimmten Weise behandelt.
Weitere Konzepte, die sich mit der Beziehungsebene befassen, sind:
- Das Eisbergmodell, das die weitgehend unsichtbare Beziehungsebene mit dem verborgenen Teil eines Eisbergs vergleicht.
- Die Themenzentrierte Interaktion (TZI) nach Ruth Cohn, die das „Wir“ und die Beziehungen in einer Gruppe in den Mittelpunkt stellt.
Zahlreiche Studien belegen die Bedeutung der Beziehungsebene, die nicht nur Grundvoraussetzung für ein harmonisches Miteinander, sondern auch Basis für eine produktive Zusammenarbeit ist.
Definition Sachebene
Das Konzept der Sachebene als Teil eines Kommunikationsmodells geht ursprünglich auf den Sprachpsychologen Karl Bühler zurück. In seinem Organon-Modell von 1934 unterschied er erstmals drei Funktionen der Sprache: Ausdruck, Appell und Darstellung.
Die Darstellungsfunktion bezieht sich dabei auf den Inhalt bzw. Gegenstand einer Nachricht und bildet die Grundlage für das spätere Verständnis der Sachebene.
Paul Watzlawick griff diese Unterscheidung in seinen „Fünf Axiomen der Kommunikation“ auf und differenzierte zwischen dem Inhalts- und dem Beziehungsaspekt einer Nachricht. Damit erweiterte Watzlawick das Verständnis von Kommunikation um die Beziehungsebene.
Friedemann Schulz von Thun integrierte diese Konzepte schließlich in sein Vier-Seiten-Modell, in dem er neben der Sach- und Beziehungsebene die Ebenen der Selbstoffenbarung und des Appells beschrieb.
Weitere Forscher, die sich mit der Sachebene der Kommunikation beschäftigt haben, sind:
- Jürgen Habermas, der in seiner Theorie des kommunikativen Handelns vier Geltungsansprüche der Kommunikation formuliert hat, darunter den Anspruch auf Wahrheit auf der Sachebene.
- Reinhard Fiehler, der die Darstellung von Sachverhalten als zentrale Aufgabe der Kommunikation beschrieb und untersuchte, wie Sachverhalte sprachlich konstituiert werden.
Die Sachinformation der Kommunikation ist ein wesentlicher Aspekt, der Verständigung erst ermöglicht.
Gleichzeitig greift eine Reduktion auf die Sachebene zu kurz, da immer alle Ebenen der Kommunikation berücksichtigt werden müssen, um das Ziel der Gesprächsführung zu erreichen.
Kommunikationsmodelle zur Verbesserung der Verständigung und zur Vermeidung von Missverständnissen: vom Eisbergmodell zum 4 Ohren Modell
Die Kommunikationspsychologie befasst sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die daraus entstandenen Ideen wie das Eisbergmodell von Sigmund Freud und das Vier-Ohren-Modell von Schultz von Tuhn gehören zu den Kommunikationsmodellen, die für unser Verständnis und die Veränderung von Kommunikationsmustern sehr hilfreich sind.
Was und wie uns die Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaften helfen können, die Beziehungsebene und die Sachebene besser zu verstehen und für uns nutzbar zu machen, wollen wir im Folgenden näher betrachten.
Kommunikationsmodell des Eisbergmodells: Was ist sichtbar, was bleibt verborgen?
Das Eisbergmodell ist ein bekanntes und überaus wertvolles Werkzeug, um die verschiedenen Ebenen der Kommunikation zu verstehen.
Es veranschaulicht, dass nur ein kleiner Teil der Botschaft – die Sachebene – offen sichtbar ist, während der größere Teil – die Beziehungsebene – unter der Oberfläche verborgen bleibt.
Ebene | Sichtbarkeit | Anteil |
---|---|---|
Sachebene | Offen | 20% |
Beziehungsebene | Verdeckt | 80% |
Die Sachebene umfasst die reinen Fakten und Tatsachen einer Botschaft, während die Beziehungsebene die Gefühle, Werte und Einstellungen des Senders widerspiegelt.
Folgende Studien untermauern diese Tatsache:
- Die Wirkung nonverbaler Kommunikation: Eine bedeutende Forschungsarbeit von Mehrabian und Ferris (1967, Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6127604/) legt nahe, dass in Situationen, in denen verbale und nonverbale Botschaften nicht übereinstimmen, die nonverbale Kommunikation bei der Vermittlung von Gefühlen und Einstellungen mehr Gewicht hat. Im Einzelnen wurde angenommen, dass bei der Kommunikation von Gefühlen und Einstellungen 7% der Botschaft durch Worte, 38% durch den Tonfall und 55% durch die Körpersprache vermittelt werden. Dies unterstreicht die wichtige Rolle des Unterbewusstseins in der Kommunikation.
- Die Rolle des Unterbewusstseins: Das Unterbewusstsein, das einen großen Teil unserer geistigen Aktivität ausmacht, spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Gestaltung unserer Kommunikation. Es beeinflusst unsere Wahrnehmungen, Entscheidungen und Interaktionen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Das Unterbewusstsein verarbeitet eine große Menge an Informationen, die unser bewusster Verstand nicht verarbeiten kann, und beeinflusst unsere nonverbalen Signale und Reaktionen während der Kommunikation. Dazu gehören Tonfall, Mimik und Körpersprache, die unsere wahren Gefühle und Absichten vermitteln – oft genauer als Worte.
- Der erste Eindruck und nonverbale Signale: Studien haben auch gezeigt, dass der erste Eindruck, der sich in den ersten Sekunden nach der Begegnung mit einer Person bildet, weitgehend auf nonverbalen Hinweisen und nicht auf verbalen Informationen beruht. Etwa 95% der ersten Eindrücke basieren auf nonverbalen Signalen. Dazu gehören Aspekte wie Aussehen, Körperhaltung, Mimik und Blickkontakt. Diese unbewussten Hinweise können unsere Wahrnehmung und unser Urteil über andere stark beeinflussen.
Das Eisbergmodell verdeutlicht: Neben der sichtbaren Sachebene spielt vor allem die unsichtbare Ebene der Selbstdarstellung eine Rolle.
- Die Beziehungsebene wird oft unbewusst kommuniziert wird
- Störungen und Konflikte entsteht häufig auf der Beziehungsebene oder der Ebene der Selbstkundgabe
- Eine erfolgreiche Kommunikation beide Ebenen berücksichtigen muss
Um die vier Botschaften im Kommunikationsprozess zu verstehen un die Bedeutung der Beziehungsebene zu erkennen, um Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig:
- Auf nonverbale Signale zu achten
- Ich-Botschaften zu verwenden, um eigene Gefühle und Bedürfnisse klar auszudrücken
- Verständnis durch Rückfragen und aktives Zuhören Verständnis zu signalisieren
- Die Beziehung zum Gegenüber bewusst und achtsam zu gestalten
Das Eisbergmodell erinnert uns daran, dass jede Aussage mehr als nur den offensichtlichen Sachinhalt vermittelt.
Durch die Einbeziehung der verborgenen Beziehungsebene und die Ebene der Selbstkundgabe berücksichtigen, können wir klarer und verständlicher kommunizieren und Beziehungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation verbessern.
Vier Seiten einer Nachricht und Vier Ohren Modell des Kommunikationsquadrats nach Schulz von Thun
Gemäß dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun enthält jede Nachricht Botschaften auf beiden Ebenen – und genau darin liegt oft die Ursache für Missverständnisse und Konflikte. Im Modell von Friedemann Schulz von Thun spielen das Deuten und Gewichten von Informationen eine besondere Rolle.
Wie eine Aussage interpretiert wird, hängt vor allem von der tatsächlichen Wahrnehmung des Empfängers ab. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen.
Beispiel aus dem Privatleben
Stellen wir uns folgende Situation vor: Ein Ehepaar sitzt beim Abendessen und die Frau sagt: „Das Essen schmeckt heute anders“.
- Auf der Sachebene ist das eine neutrale Feststellung.
- Auf der Beziehungsebene könnte der Mann dies jedoch als Kritik an seinen Kochkünsten verstehen.
Je nachdem, auf welcher Ebene der Empfänger die Botschaft primär interpretiert, kann es zu Unstimmigkeiten kommen. Hört der Mann vor allem auf der Beziehungsebene, fühlt er sich angegriffen, obwohl die Frau vielleicht nur eine sachliche Bemerkung machen wollte.
Beispiel aus dem Berufsalltag:
Auch im Berufsleben sind Sach- und Beziehungsebene oft eng miteinander verwoben. Nehmen wir an, ein Vorgesetzter sagt zu seinem Mitarbeiter: „Die Präsentation muss bis Freitag fertig sein“.
- Sachebene: Die Deadline für die Präsentation ist Freitag.
- Beziehungsebene: Je nach Tonfall und Vorgeschichte kann der Mitarbeiter dies als Vertrauensbeweis („Er traut mir zu, dass ich das schaffe“) oder als Kritik („Er glaubt, dass ich es sonst nicht schaffe“) interpretieren.
Gerade in hierarchischen Beziehungen ist die Beziehungsebene besonders sensibel.
Ob etwas relevant ist oder nicht, hängt von vielen Variablen ab und ist ein guter Beziehungshinweis bzw. Beziehungsindikator wie gut sich Sender und Empfänger auf der Gefühlsebene verstehen.
Fühlt sich ein*e Mitarbeiter:in unterstützt oder unter Druck gesetzt? Die Art der Beziehung, ob bewusst oder unbewusst, färbt unweigerlich die sachliche Information.
Problemlösung: Wie können Beziehungs- und Sachebene ausbalanciert werden?
Wie ein Seiltänzer, der seinen Weg über das Seil sorgfältig auswählt, müssen wir lernen, zwischen diesen beiden Ebenen zu balancieren, um effektiv zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und Beziehungen zu stärken.
Warum ist diese Balance so wichtig?
Störungen und Missverständnisse in der Kommunikation entstehen meist durch die Missachtung der Ebenen. Eine ausgewogene Kommunikation auf Sach- und Beziehungsebene ist der Weg zu erfolgreichen Konfliktlösungen und harmonischen und produktiven Beziehungsformen.
Denn:
- Sie fördert gegenseitiges Verständnis und Empathie / Einfühlungsvermögen
- Sie ermöglicht es, Probleme sachlich anzugehen und gemeinsam Lösungen zu finden
- Sie stärkt das Vertrauen und die Verbundenheit zwischen den Beteiligten
Gerät die Balance ins Wanken, kann es schnell zu Missverständnissen, verletzten Gefühlen und eskalierenden Konflikten kommen. Umso wichtiger ist es, mit beiden Ebenen bewusst umgehen zu lernen.
Beziehungs- und Sachebene Mini-Online-Training
Kommunikations-Szenario Trainer by Michael Katzmann
Fortschritt: 0 von 10 Szenarien abgeschlossen
Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Absolvierung des Mini-Trainings.
Weitere Trainingsformate findest du auf MichaelKatzmann.de.
Bei Fragen und Wünschen schreib mir eine E-Mail an michael@michaelkatzmann.com
Wie führen Missverständnisse zu Kommunikationskonflikten?
Menschliche Kommunikation ist voller Fallstricke, die schnell zu Reibereien führen können. Das Gesagte kann schnell missverstanden werden, was zu offenen oder versteckten Konflikten führen kann.
Sender und der Empfänger interpretieren die Botschaften falsch oder fühlen sich manipuliert, was schnell zu versteckter Rache oder gelernter Hilflosigkeit führen kann.
Nachfolgend gebe ich einen Überblick über die häufigsten Ursachen von Unstimmigkeiten.
Störung auf der Beziehungsebene
Nach meiner Erfahrung liegt auf der Beziehungsebene oft der Hebel, um z.B. Konflikte zwischen Führungskraft und Mitarbeiter oder in einem Projektteam frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
Aber auch bei familiären Problemen sind die folgenden Indikatoren sehr hilfreich. Die häufigsten Störungen sind:
- Emotionale Barrieren: Emotionen wie Wut, Angst oder Trauer können die Kommunikation erheblich erschweren. Sie führen dazu, dass Botschaften nicht wie beabsichtigt gesendet oder empfangen werden und Fehlinterpretationen begünstigen.
- Unterschiedliche Kommunikationsstile: Wenn Partner unterschiedliche Kommunikationsstile haben, kann dies zu Missverständnissen führen. Die zuhörende Person kann z.B. eine forsche Art der Kommunikation vom Empfänger der Nachricht als Angriff interpretieren, obwohl sie nicht so gemeint ist.
- Fehlinterpretation von Botschaften: Insbesondere wenn das Sachohr, Selbstkundgabe-Ohr, Beziehungs-Ohr oder das Appell-Ohr „falsch eingestellt“ ist werden Botschaften auf einer oder mehreren Ebenen ungünstig interpretiert. Dies kann von der Tagesform abhängen, aber auch durch vorangegangene Unstimmigkeiten beeinflusst sein.
- Überbewertung des Sach-Ohres: Für mich der Klassiker. Ein Streit wird auf der Sachebene geführt, obwohl die Ursache auf der Beziehungsebene oder auf der Ebene der Selbstkundgabe liegt. Das führt zur kommunikativen Orientierungslosigkeit, weil die eigentliche Ursache des Konflikts nicht angesprochen wird und sich alle im Kreis drehen, statt an der Sache zu arbeiten.
Schwierigkeiten auf der Sachebene
Die inhaltliche Ebene sollte nie losgelöst von der persönlichen Ebene betrachtet werden. Obwohl die meisten Störungen auf der Beziehungsebene auftreten, gibt es auch Gründe auf der Inhaltsebene, die zu Unstimmigkeiten führen können. Dazu gehören:
- Unklare Ausdrucksweise: Eine unklare Ausdrucksweise ist per se suboptimal und kann dazu führen, dass die Botschaft nicht eindeutig ist und daher falsch interpretiert wird. Unklare Aussagen in Wort und Schrift, unterschwellige Andeutungen oder sarkastische Äußerungen werden schnell vom Kommunikationsnebel zum Kommunikationssturm.
- Unterschiedlicher Informationsstand: Wenn eine Seite davon ausgeht, dass die andere Seite über bestimmte Informationen verfügt, die sie in Wirklichkeit nicht hat, führt dies schnell zu Fehleinschätzungen und Verwirrung.
- Sprachliche Missverständnisse: Unterschiedliche Bedeutungen und Interpretationen von Wörtern oder Ausdrücken, selbst innerhalb derselben Sprache, können zu Missverständnissen führen. Typische Beispiele sind Jugendwörter, die nicht jeder kennt und die als anstößig empfunden werden, oder unterschiedliche Interpretationen desselben Wortes. Ich hatte einmal einen Klienten, der es nicht schlimm fand, andere fett zu nennen, und auch nicht einsah, dass er seine Wortwahl ändern sollte.
- Nonverbale Kommunikation: Fehlinterpretationen finden in den meisten Fällen auf der nonverbalen Ebene statt (siehe auch Eisbergmodell). Fehlinterpretationen entstehen bei nonverbalen Signalen vor allem dann, wenn das Gesagte nicht mit der Körpersprache übereinstimmt. Nonverbale Mittel wie Körpersprache, Stimme und Sprechtechnik bieten einen großen Interpretationsspielraum. Deshalb ist es hilfreich, sich der eigenen Kommunikationsmuster bewusst zu sein und diese in Einklang zu bringen.
Die dargestellten Ursachen zeigen, dass Fehlinterpretationen in der Kommunikation häufig aus einer Kombination von Faktoren resultieren, die sowohl die Beziehungsebene als auch die Sachebene und vor allem die Ebene des Selbstausdrucks betreffen.
Ein besseres Verständnis dieser Ebenen und der damit verbundenen Herausforderungen wird konkret helfen, Fehlinterpretationen bei sich und anderen zu vermeiden.
Wie können wir die beiden Kommunikationsebenen stärken, um eine produktive und wohlwollende Kommunikation zu fördern?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Konflikte wichtig und notwendig sind, um Klarheit in eine Gruppe von Menschen zu bringen.
Konflikte sind normal, wenn Menschen miteinander kommunizieren! Konflikte sorgen dafür, dass sich ein System, sei es ein Familiensystem oder ein Organisationssystem in Form eines Unternehmens, weiterentwickelt.
Wie oft und wie heftig sie auftreten und ob sie so eskalieren, dass sie allen Beteiligten großen Schaden zufügen, ist jedoch beeinflussbar.
Im Zusammenhang mit den Ebenen einer Nachricht möchte ich 11 Punkte zur Vermeidung von Missverständnissen und daraus resultierenden Konflikten vorstellen. Diese Punkte dienen nicht nur der Reduzierung von Konflikten, sondern tragen aktiv dazu bei, die eigene Kommunikation insgesamt zu verbessern, um eine produktive und wertschätzende Kommunikation zu fördern.
- Aktives Zuhören: Konzentrieren Sie sich auf das, was Ihr Gesprächspartner sagt, ohne Ihre Antwort vorzubereiten. Das zeigt Respekt und ermöglicht eine tiefere Verbindung.
- Klarheit und Präzision: Vermeiden Sie vage Formulierungen und indirekte Aussagen. Drücken Sie sich klar und präzise aus.
- Ehrliches und konstruktives Feedback: Geben Sie konstruktives Feedback, das sowohl Anerkennung als auch Verbesserungsvorschläge enthält. Dies hilft, die Beziehungsebene zu stärken und gleichzeitig auf der Sachebene klar zu kommunizieren. Dabei gilt: Die Würde des Menschen ist unantastbar, nicht aber sein Verhalten oder seine Leistung.
- Perspektivenwechsel: Versuchen Sie, die Dinge aus der Perspektive des anderen zu verstehen. Fragen Sie nach: „Wie kommt es bei meinem Gegenüber an, wenn ich das so oder so sage?“
- Berücksichtigung der vier Seiten einer Nachricht: Seien Sie sich bewusst, dass jede Nachricht vier Aspekte beinhaltet: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Achten Sie darauf, wie diese Aspekte Ihre Kommunikation beeinflussen.
- Vermeidung von Missverständnissen: Verwenden Sie Modelle wie das 4-Ohren-Modell, um zu verstehen, wie Missverständnisse entstehen, und entwickeln Sie Strategien, diese zu vermeiden. Dies hilft, sowohl auf der Sachebene als auch auf der Beziehungsebene klarer zu kommunizieren.
- Emotionale Intelligenz: Zeigen Sie Empathie und erliches Verständnis für die Gefühle Ihres Gesprächspartners. Dies stärkt die Beziehungsebene und fördert eine positive Atmosphäre für die sachliche Kommunikation.
- Offenheit und Vertrauen: Förderung einer Kultur der Offenheit und des Vertrauens. So können auch schwierige Themen angesprochen werden, ohne die Beziehungsebene zu gefährden. Auch hier gilt: „Vorbild ist besser als Vorschrift“. Seien Sie authentisch in Ihrer Kommunikation.
- Konfliktfähigkeit: Die Fähigkeit entwickeln, Konflikte konstruktiv zu lösen. Dazu gehört vor allem, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie als Chance zur Klärung und Verbesserung zu sehen. Freuen Sie sich auf den nächsten Konflikt, der Ihnen und Ihren Gesprächspartnern Klarheit bringt und neue Möglichkeiten eröffnet.
- Anpassung der Kommunikationsmittel: Wählen Sie das passende Kommunikationsmittel für die Situation. Fast immer ist ein persönliches Gespräch effektiver als eine E-Mail, besonders wenn es um heikle Themen auf der Beziehungsebene geht.
- Ich-botschaft: „Ich-Botschaften“ sind eine Form der Kommunikation, bei der Personen ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse aus ihrer eigenen Perspektive ausdrücken, ohne dabei andere zu beschuldigen oder zu kritisieren. Indem man „Ich fühle…“, „Ich denke…“, oder „Mir ist wichtig…“ sagt, öffnet man einen Raum für Verständnis und Empathie, statt Abwehrhaltungen zu provozieren.
Es ist wichtig, dass wir diese Kommunikationsmittel ethisch einsetzen, um die Intigrität in unserer Arbeitswelt zu wahren. Das bedeutet, dass wir Menschen nicht manipulieren, dass wir wirklich aufmerksam zuhören und uns nicht verstellen.
Um in der Arbeitswelt authentisch zu sein, muss unser Denken und Fühlen übereinstimmen. Das gilt im Privatleben, als Mitarbeiter oder als authentische Führungskraft.
Quellen, um die eigene Kommunikation zu verbessern und beide Ebenen für sich zu nutzen
Ich hoffe, der Artikel konnte einen guten Einblick in die Bedeutung der Beziehungsebene und der Sachebene geben.
Gerne können Sie mich für ein Kommunikationstraining in Ihrem Unternehmen buchen.
Weitere Quellen für das Selbststudium sind:
- Grundlagen erfolgreicher Gesprächsführung
- Wertschätzend kommunizieren
- 10 Beispiele wertschätzender Kommunikation
- Wertschätzende Kommunikation im Kontext der 14 wichtigsten Führungsinstrumente
- Die 10 besten Übungen zur wertschätzenden Kommunikation
- Authentisch kommunizieren
- Emotionale Intelligenz in der Führung
- Wertfrei kommunizieren
Ich hoffe, dass diese Quellen beim Selbststudium helfen. Was bleibt, ist das Fazit unserer gemeinsamen Reise.
Fazit: Beziehungsebene und Sachebene einfach erklärt
Zusammenfassend ist meine Botschaft, dass die Unterscheidung zwischen Sach- und Beziehungsebene ein zentrales Konzept für gelingende Kommunikation und Kooperation ist.
Miteinander reden ist mehr als nur reden und beinhaltet einen mehr oder weniger komplizierten Code, den jeder entschlüsseln kann. Während auf der Sachebene Fakten, Informationen und Aufgaben im Vordergrund stehen, geht es auf der Beziehungsebene um Emotionen, Wertschätzung und die zwischenmenschliche Beziehung der Gesprächspartner.
Das Eisbergmodell verdeutlicht, dass die Beziehungsebene den weitaus größeren, aber oft unbewussten Teil der Kommunikation ausmacht.
Missverständnisse und Konflikte entstehen häufig dadurch, dass die Beziehungsebene vernachlässigt wird oder Botschaften auf den verschiedenen Ebenen unterschiedlich interpretiert werden.
Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, beide Ebenen zu berücksichtigen, aufmerksam zuzuhören, Ich-Botschaften zu senden und bei Unklarheiten nachzufragen.
Modelle wie das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun können helfen, die verschiedenen Aspekte einer Botschaft zu entschlüsseln.
Letztlich sind eine wertschätzende Haltung und die Bereitschaft, die Perspektive des anderen einzunehmen, ein wichtiger Schlüsse für eine erfolgreiche Kommunikation auf Sach- und Beziehungsebene.
Die Fähigkeit, situationsangemessen zwischen den Ebenen zu balancieren und Beziehungen bewusst zu gestalten, ist erlernbar. Sie bildet die Grundlage für Vertrauen, Kooperation und Produktivität im Berufs- und Privatleben.