
Authentisch sein, echt sein, authenzität im Leben bedeutet frei zu sein. Frei von äusseren Erwartungen mit der Gewissheit das wir so in Ordnung sind wie wir sind und dafür Wertschätzung und respekt erhalten.
Doch, authenzität erfordert mut und nicht nur das, es herscht ein schmaler Grad zwischen dem authentischen Leben und einer Person die ungefilter beleidigungen ausspricht und diese als authentische Wahrheit maskiert.
Was bedeutet Authentizität (engl. authenticity) und wie ist oder wird man authentisch?
In den Beiträgen Authentisch kommunizieren, Authentisch in der Arbeit sein und Authentisch führen habe ich bereits viel zu diesem Thema geschrieben, vor allem im Zusammenhang mit der Definition von Wertschätzung und wertschätzender Kommunikation.
Was in den Beiträgen fehlt, ist die Frage, was Authentizität konkret bedeutet. Wie sieht authentisches Handeln aus? Welche Gefühle und Motive spielen dabei eine Rolle und wie können wir trotz äußerer Einflüsse unser wahres Ich in verschiedenen Rollen bestimmt leben?

Geht das überhaupt oder sind wir auf ewig gezwungen, uns den gesellschaftlichen Normen anzupassen und unsere eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen?
Auf meiner eigenen Suche nach der Antwort habe ich mich im Laufe meines Lebens mit verschiedenen Richtungen diesem Thema gewidmet. Von der Radical-Honesty-Bewegung, die auf dem Bestseller von Brad Blanton basiert und alles ungefiltert ausspricht, was einem in den Sinn kommt, bis hin zur modernen Wissenschaft. Ich habe an gestalttherapeutischen Sitzungen über das Zeigen authentischer Gefühle teilgenommen und mich in neurologische Fachliteratur vertieft.
Das Ergebnis dieser jahrelangen Suche ist die Gewissheit, dass „Ich selbst sein“ viel mit der eigenen Identitätsentwicklung zu tun hat, mit der Entwicklung des Selbstbildes, der emotionalen Intilligenz und der Fähigkeit, ehrlich und verantwortungsvoll mit den eigenen Gefühlen, Emotionen und Grenzen umzugehen.
Der größte Wunsch des Menschen ist es, mit allen Sinnen so wahrgenommen zu werden, wie er ist.
Es geht darum, Stärken und Schwächen, aber auch die negativen Seiten der eigenen Person zu erkunden und anzuerkennen. Eine einfühlsame und wertschätzende Kommunikation nach innen, d.h. der eigenen Bedürfnisse, ist dabei ebenso wichtig wie die Kommunikation nach außen.
Authentizität erweist sich weniger als moralische Kategorie im Sinne von: Man sollte als ehrlicher und wahrhaftiger Mensch authentisch sein oder sich moralisch darum bemühen, authentisch zu sein. Sie ist vielmehr eine psychologische Kategorie im Sinne von: eine gute Selbstwahrnehmung, verbunden mit dem Mut, zu sich selbst zu stehen, und der Fähigkeit, sich so zu geben, wie es dem eigenen Inneren entspricht.
Auf der anderen Seite finden wir die Fassade, das unechte, die gekünstelte und manchmal hochprofessionelle Selbstdarstellung mit der bewussten oder unbewussten Absicht, sich zu schützen und/oder erwünschte Effekte zu erzielen. Im Extrem finden wir die Marketing-Persönlichkeit, die durch und durch von der Absicht beseelt ist, zu gewinnen und sich selbst zu verlieren.

Eine Studie von Anna Sutton aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Menschen, die sich als authentisch identifizieren, über ein höheres Maß an Glück und Erfüllung berichten. Gleichzeitig präsentiert der AXA Mental Health Report 2024 aktuelle Erkenntnisse zur psychischen Gesundheit in Deutschland:
- 31 Prozent der Deutschen geben an, aktuell unter psychischen Erkrankungen zu leiden.
- Besonders betroffen sind junge Erwachsene und Frauen.
- Nur 42% der Deutschen blicken optimistisch in die Zukunft.
Wenn Authentizität so wichtig und gut für unsere mentale Gesundheit ist, dann ist es sinnvoll, der Frage nachzugehen, was es eigentlich bedeutet, authentisch zu sein.
Leider ist Authentizität nicht immer leicht zu leben.
In unserer Gesellschaft, die überwiegend von sozialen Erwartungen und Normen sowie beruflichen Zwängen geprägt ist, stehen wir vor der Herausforderung, uns selbst treu zu bleiben und gleichzeitig professionell und angemessen zu handeln.
Wie gelingt dieser Balanceakt? Wie können wir authentisch sein, ohne die Bedürfnisse anderer und unsere eigenen zu vernachlässigen?
Dieser umfassende Artikel führt tief in die Welt der Authentizität. Wir untersuchen nicht nur die Definition und Bedeutung von Authentizität, sondern geben auch praktische Tipps und Übungen, wie Sie Ihre eigene Authentizität entwickeln und in verschiedenen Lebensbereichen – von persönlichen Beziehungen bis hin zum beruflichen Umfeld – authentisch leben können.
Was bedeutet Authentizität? Was ist Authenzität
Authentizität ist ein facettenreicher Begriff, der in der modernen Psychologie und Persönlichkeitsforschung eine wichtige Rolle spielt. Authentizität steht für die grundsätzliche Übereinstimmung zwischen dem inneren Wesenskern einer Person und ihrem äußeren Erscheinungsbild – in Worten, Taten und Ausdruck.
Authentizität ist ein Begriff, der die persönliche Ursprünglichkeit und die Einheit mit sich selbst bezeichnet, die Glaubwürdigkeit, die inneren Vorgänge und Mechanismen einer Person nach außen zu tragen und konsequent zu leben versteht.

Es beschreibt die Fähigkeit einer Person, gemäß ihrem wahren Selbst zu handeln und sich auszudrücken, basierend auf ihren Gedanken, Emotionen, Bedürfnissen, Werten und Überzeugungen
Grundlegende Bedeutung eines authentischen Lebens
Authentizität drückt die (zeitliche) Einmaligkeit und (wesensmäßige) Einzigartigkeit (Unverwechselbarkeit, Unterscheidbarkeit) der Person aus, die sie in allen Lebensbereichen (Entscheidungen, Handlungen, Verantwortung, Sinn) unnachahmlich und unersetzlich macht.
Authentizität geht weit über die bloße Echtheit hinaus. Sie zeigt sich in der bewussten Verbindung mit unserer Kernpersönlichkeit und die Fähigkeit, dieses Selbst konsequent nach außen zu leben.
Ein authentischer Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person:
- klare Grenzen ziehen kann, ohne andere aus sich selbst heraus anzugreifen (wertschätzende Kommunikation und wertfreie Kommunikation)
- genuine Beziehungen zu anderen Menschen aufbaut
- Authentizität beinhaltet nicht nur, sich selbst treu zu sein, sondern auch die Fähigkeit, die eigenen Werte, Überzeugungen und Gefühle zu reflektieren und angemessen (z.B. im Sinne von Ich-Botschaften) nach außen zu kommunizieren.
- Ein authentischer Mensch steht zu seinen Schwächen und Grenzen, nicht nur zu seinen Stärken. Sie kann mit Kritik umgehen, sich verletzlich zeigen, ohne sich zu verteidigen oder andere anzugreifen.
- Authentizität erfordert Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz. Nur wer sich selbst annimmt, kann auch anderen gegenüber authentisch und unverfälscht auftreten.
- Authentisches Verhalten schafft Vertrauen und ermöglicht tiefere Beziehungen. Wer sich selbst treu bleibt, wirkt glaubwürdig und verlässlich.

Letztlich geht es bei Authentizität darum, im Einklang mit den eigenen Werten zu leben und nicht um den Beifall anderer.
Das erfordert Mut, Offenheit und Selbstreflexion. Authentizität bedeutet nicht, alle Impulse ungefiltert auszuleben oder alles auszusprechen, was einem in den Sinn kommt. Vielmehr geht es um die bewusste Integration unserer verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu einem stimmigen Ganzen.
Authentizität Definition
Die Definition von Authentizität geht weit über den einfachen Begriff der „Echtheit“ hinaus. Der Begriff, der seine Wurzeln im griechischen „αὐθεντικός“ (authentikós, authentikos) hat, beschreibt einen grundlegenden Aspekt menschlicher Existenz, der in der modernen Psychologie eine sehr wichtige Rolle für eine psychisch gesunde und belastbare Persönlichkeit spielt.
Authentizität beschreibt die messbare Übereinstimmung zwischen unserem inneren Wesenskern und unserer äußeren Erscheinung.
Michael Katzmann
Authentizität beschreibt die messbare Übereinstimmung zwischen unserem inneren Wesenskern und unserer äußeren Erscheinung – zwischen dem, wer wir wirklich sind bzw. wie wir uns sehen (glauben wer wir sind), und dem, wie wir uns der Welt präsentieren. Diese Definition mag zunächst abstrakt erscheinen, doch sie manifestiert sich in konkreten, wissenschaftlich nachweisbaren Phänomenen.
Authentisch sein ist die Bezeichnung für die persönliche Ursprünglichkeit, den Ursprung der eigenen Persönlichkeit (authentes = „sich selbst verwirklichend“, „sich selbst erfüllend“, „selbstvollendend“)
Stellen wir uns einen kristallklaren See vor: Die Oberfläche spiegelt genau das wider, was sich in der Tiefe befindet. Genauso verhält es sich mit authentischem Verhalten – unsere Handlungen, Worte und Ausdrucksweisen sind ein präziser Spiegel unserer inneren Werte, Überzeugungen und Gefühle.

Heißt das, alles ungefiltert aus den Tiefen der eigenen emotionalen und kognitiven Welt in die Welt zu posaunen?
Die Klarheit unseres Innenlebens wird durch Sozialisation (ich muss mich verbiegen, um akzeptiert zu werden) und emotionale Verletzungen getrübt. Verletzende Kommunikation wie "Ich bin nur ehrlich"... wird so als Authentizität getarnt, hat aber nichts damit zu tun, da es sich um Projektionen der eigenen Geringschätzung handelt.
Max Mustermann
Wenn wir das Bild weiterdenken, dann ist die Klarheit unseres Innenlebens durch Sozialisation (ich muss mich verbiegen, um akzeptiert zu werden) und emotionale Verletzungen getrübt. Das Gefühl, eine Rolle zu spielen, die von äußeren Einflüssen bestimmt wird, ist vergleichbar mit trübem Wasser, das verhindert, dass die Klarheit der inneren Werte und Einstellungen wertschätzend in die Welt getragen werden kann.
Ein authentisches Selbstbild setzt also voraus, dass man sich mit den eigenen schwierigen inneren Themen auseinandersetzt, um Authentizität ungekünstelt und wahrhaftig zu leben.

Definition Authentisches Handeln
Authentisches Handeln ist ein bewusster Akt, der tief im individuellen Selbstverständnis verwurzelt ist. Es wird als eine Ich-Erfahrung wahrgenommen, die aus der Vertrautheit mit sich selbst resultiert. Authentizität bedeutet, ursprünglich man selbst zu sein und sich selbst treu zu bleiben. Ein hoher Selbstwert ist die Stimme und das Handeln nach aussen. Diese innere Stimmigkeit, auch Selbsttreue genannt, entsteht durch ehrliche Selbstreflexion und die Bereitschaft, zu den eigenen Werten und Überzeugungen zu stehen, auch wenn dies zu Unbehagen oder Konflikten führen kann.
Etymologische Wurzeln, Ursprünge und kultureller Kontext der Authentizität
Der Begriff leitet sich vom griechischen „authentes“ (selbstvollbringend) ab und beschreibt einen Zustand innerer Kohärenz, bei dem Denken, Fühlen und Handeln in Einklang stehen. In der klinischen Psychologie wird Authentizität als messbarer Zustand der Selbstkongruenz definiert.

Der Begriff „Authentizität“ hat eine faszinierende sprachliche Reise hinter sich:
- Griechischer Ursprung: Das Wort leitet sich vom altgriechischen „αὐθέντης“ (authentēs) ab, was ursprünglich „Selbstvollender“ oder „Urheber“ bedeutete.
- Lateinische Übernahme: Über das Lateinische „authenticus“ fand der Begriff Eingang in moderne europäische Sprachen.
- Bedeutungsentwicklung: Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Bedeutung von „selbst handelnd“ über „aus erster Hand“ bis hin zu „echt“ und „original“.
Synonym für Authentizität
Authentizität ist ein vielschichtiger Begriff, in dem verschiedene Facetten und verwandte Konzepte enthalten sind. Nachfolgend eine ausführliche Liste von Synonymen und verwandten Begriffen:
Synonym | Wortverwandtschaft | Bedeutung |
---|---|---|
Echtheit | Glaubwürdigkeit, Originalität, Unverstelltheit | Zustand des Echt-Seins, frei von Fälschung oder Nachahmung |
Glaubwürdigkeit | Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit | Eigenschaft, als wahr und vertrauenswürdig wahrgenommen zu werden |
Ehrlichkeit | Aufrichtigkeit, Lauterkeit, Redlichkeit | Offenheit und Wahrheitsliebe in Worten und Taten |
Natürlichkeit | Unverfälschtheit, Ursprünglichkeit, Authentie | Zustand des Natürlich-Seins, ohne künstliche Veränderungen |
Seriosität | Vertrauenswürdigkeit, Ernsthaftigkeit, Integrität | Eigenschaft, als seriös und zuverlässig zu gelten |
Aufrichtigkeit | Ehrlichkeit, Lauterkeit, Redlichkeit | Offenheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation und im Verhalten |
Originalität | Einzigartigkeit, Kreativität, Ursprünglichkeit | Qualität des Originellen und Einzigartigen |
Unverstelltheit | Natürlichkeit, Echtheit, Authentie | Zustand, in dem man sich nicht verstellt oder verbirgt |
Wahrhaftigkeit | Aufrichtigkeit, Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit | Eigenschaft, stets die Wahrheit zu sagen und zu leben |
Genuinität | Echtheit, Ursprünglichkeit, Reinheit | Zustand des Echten und Unverfälschten |
Integrität | Aufrichtigkeit, Charakterfestigkeit, Prinzipientreue | Übereinstimmung von Worten und Taten mit moralischen Werten |
Realitätsnähe | Wirklichkeitstreue, Lebensnähe, Authentie | Grad der Übereinstimmung mit der Realität |
Verlässlichkeit | Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Treue | Eigenschaft, auf die man sich verlassen kann |
Unverfälschtheit | Reinheit, Echtheit, Natürlichkeit | Zustand des Nicht-Manipulierten oder Nicht-Verfälschten |
Eigenständigkeit | Autonomie, Selbstständigkeit, Originalität | Fähigkeit, unabhängig und selbstbestimmt zu handeln |
Historische Ursprünge
Lange hatte der Begriff aus der Antike bestand bis es zur philosophische Transformation im 18. Jahrhundert kamm
Die Aufklärung markierte einen entscheidenden Wendepunkt:
- Jean-Jacques Rousseau etablierte das Konzept der „natürlichen Authentizität„
- Johann Gottfried Herder entwickelte die Idee der individuellen Originalität
- Immanuel Kant verband Authentizität mit moralischer Autonomie
Diese philosophischen Beiträge formten das moderne Verständnis von authentischer Selbstverwirklichung und schwingen bis in unsere heutige Zeit mit.
Der Begriff wurde soziokulturell immer wichtiger und die gesellschaftliche Bedeutung intensivierte sich in mehreren Phasen:

Frühe Moderne (19. Jahrhundert):
- Authentizität als Gegenentwurf zur Industrialisierung
- Entstehung romantischer Authentizitätsideale
- Verknüpfung mit künstlerischer Originalität
Moderne (20. Jahrhundert):
- Existenzialistische Interpretation durch Heidegger und Sartre
- Psychologische Grundlagen durch Rogers wie die Motivierende Gesprächsführung und die Maslow-Pyramide der Hierarchien, in der die authentische Selbstverwirklichung die letzte und höchste Stufe der Bedürfnisse darstellt.
- Integration in soziale Bewegungen der 1960er Jahre
Die zeitgemäße Relevanz wird durch die aktuelle Forschung untermauert und identifiziert zentrale Dimensionen wie die psychologische Dimension, die soziale Dimension, die kulturelle Dimension.
Authentizität im Lexikon der Psychologie
Authentizität ist ein wichtiges Element der modernen Psychologie, die sich aus der Philosophie entwickelt hat (siehe ethologische Wurzeln und historischer Hintergrund).
Insbesondere in der humanistischen Psychologie wie die Gestalttherapie und in existenzanalytischen Verfahren wie der Existenzanalyse ist die Identität und Wahrhaftigkeit des Menschen ein wesentliches Thema für die Heilung seelischer Leiden und die Entwicklung einer gesunden und stabilen Persönlichkeit.
Die wissenschaftliche und empirische Forschung zur menschlichen Authentizität kann in 3 Ebenen unterteilt werden:
- Wesentliche Aspekte der Authentizität
- Voraussetzungen und Bedingungen für Authentizität
- Kriterien authentischer Selbsterfahrung
Im Folgenden werden die psychologische Definition und die Wirkungsmechanismen vertieft und mit verschiedenen Beispielen untermauert.

Kernaspekte der Authentizität aus der Wissenschaft
- Einzigartigkeit: Authentizität drückt die zeitliche Einmaligkeit und wesensmäßige Unverwechselbarkeit einer Person aus.
- Selbstvollzug: Authentisches Handeln wird als selbstvollzogener, ich-hafter Akt empfunden.
- Innere Stimmigkeit: Sie wird als Selbst-Treue erlebt und entsteht durch Selbstdistanz, Selbstbeurteilung und zu sich selbst stehen.
- Gegensatz zur Identifikation: In der Existenzanalyse steht Authentizität im Gegensatz zur Identifikation mit einem Selbstbild
Unverstelltheit bedeutet, die eigene Einzigartigkeit und innere Stimmigkeit zu leben, indem man sich selbst treu bleibt und bewusst zu den eigenen Werten steht. In der Existenzanalyse wird sie als selbstvollzogener Akt verstanden, der sich vom bloßen Identifizieren mit einem Selbstbild abgrenzt.
Voraussetzungen für die Echtheit
Drei wesentliche Voraussetzungen für Authentizität sind:
- Körperbezug
- Emotionalität
- Handeln
Die psychologische Kernkomponenten:
- Physische Dimension (Körperbezug):
- Grundlegende somatische Selbstwahrnehmung
- Körperliche Präsenz als Basis der Authentizität
- Verankerung im eigenen Körpererleben
- Emotionale Dimension:
- Differenzierte Wahrnehmung eigener Gefühlszustände
- Integration emotionaler Erfahrungen
- Authentischer Gefühlsausdruck
- Kognitive Dimension (Entscheidungsfähigkeit):
- Autonome Urteilsbildung
- Ethische Reflexionsfähigkeit
- Bewusste Werteorientierung
- Verhaltensdimension (Handlungsfähigkeit):
- Selbstbestimmtes Agieren
- Kongruenz zwischen Intention und Handlung
- Bewusstsein der eigenen Wirksamkeit
Authentizität im Fokus: Klinische Methoden und alltägliche Konzepte im Überblick
In der therapeutischen Praxis wird Authentizität durch spezifische Methoden wie die Personale Existenzanalyse gefördert.
Dabei liegt der Fokus auf:
- Entwicklung von Selbstwahrnehmung
- Stärkung der emotionalen Kompetenz
- Förderung authentischer Ausdrucksformen
Auf diesen Grundlagen bauen auch die Übungen auf, die ich in diesem Beitrag vorstelle.
Diese wissenschaftliche Definition unterscheidet sich von alltäglichen Authentizitätskonzepten die ich in der folgenden Tabelle dargstelle:
Aspekt | Wissenschaftliche Definition von Authentizität | Alltägliches Authentizitätskonzept |
---|---|---|
Präzise operationalisierte Kriterien | Verwendet spezifische, klar definierte Kriterien, um Authentizität zu messen und zu beschreiben; häufig basierend auf psychologischen Modellen und Theorien (z. B. Selbstkongruenz). | Basiert oft auf subjektiven Vorstellungen davon, „man selbst zu sein“ oder „echt“ zu wirken, ohne klar definierte oder messbare Kriterien. |
Empirisch überprüfbare Komponenten | Bestandteile der Definition sind messbar und durch wissenschaftliche Methoden überprüfbar (z. B. Fragebögen zur Selbstkongruenz, neurobiologische Marker). | Beruht hauptsächlich auf individueller Wahrnehmung und Alltagserfahrungen; empirische Überprüfung ist selten und oft nicht möglich. |
Systematische therapeutische Anwendbarkeit | Kann gezielt in therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, um Menschen zu helfen, authentischer zu leben; Teil von Ansätzen wie der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). | Wird im Alltag als Ideal betrachtet, aber selten gezielt oder systematisch gefördert; Anwendung und Interpretation hängen stark von persönlichen Werten und Überzeugungen ab. |
4 Kriterien zur Definition von Authentizität aus wissenschaftlicher Sicht
Die 4 wissenschaftlichen Kriterien stammen aus der Forschung der Sozialpsychologen Michael H. Kernis und Brian M. Goldman.
Michael H. Kernis lehrte an der University of Georgia und verstarb am 23. April 2009.
Brian M. Goldman lehrt noch heute an der Brian M. Goldman Clayton State University Psychologie mit dem Schwerpunkt
„Das Selbst“ – einschließlich Selbstwertgefühl, Identität, Beziehungen.
Die lesenswerte Studie von Michael Kernis und Brian Goldman mit dem Titel „A Multicomponent Conceptualization of Authenticity: Theory and Research“ (als PDF erhältlich) taucht tief in den Begriff der Authentizität ein und liefert interessante empirische Erkenntnisse darüber, was Authentizität eigentlich bedeutet.
Die Kernaussagen dieser Studie lassen sich in 4 Kriterien zusammenfassen:
- Bewusstsein (Awareness): Eine authentische Person ist sich ihrer Stärken, Schwächen, Gefühle und Motive bewusst.
- Unvoreingenommene Verarbeitung (Unbiased Processing): Die Fähigkeit, der Realität ins Auge zu sehen und auch unangenehmes Feedback zu akzeptieren und für sich zu nutzen.
- Verhalten (Behavior): In der Forschung als „Konsequenz“ bezeichnet – authentische Menschen handeln in Übereinstimmung mit ihren Werten und Überzeugungen.
- Beziehungsorientierung (Relational Orientation): In den Quellen als „Aufrichtigkeit“ beschrieben – die Bereitschaft, in sozialen Beziehungen sein wahres Selbst zu zeigen.
Im Folgenden gehe ich auf die 4 Kriterien näher ein und untermauere sie mit lebensnahen Beispielen.

Bewusstsein (Awareness) - Kennst du dich und nimmst du an was du siehst?
Stell dir vor, du betrittst einen Raum voller Spiegel. Jeder Spiegel zeigt eine andere Seite von dir.
Das ist Bewusstsein in Verbindung mit Authentizität. Es geht darum, jeden Spiegel genau zu betrachten und zu akzeptieren, was du siehst.
Bewusstsein bedeutet, dass eine tiefe und ehrliche Verbindung zu dem inneren Selbst und dem, was wir im inneren sehen, haben. Wir kennst unsere Stärken und keine Angst davor, Schwächen zu erkennen und sogar zu wertschätzen. Es ist, als ob wir eine innere Bestandsaufnahme machen – ohne Filter und ohne Selbsttäuschung.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Bewusstseins ist die emotionale Intelligenz. Wir sind in der Lage, Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und einzuordnen. Wut, Freude, Trauer – erkennen nicht nur, sondern verstehen auch ihre Entstehung und Wirkung.
Authentisches Bewusstsein bedeutet auch, dass wir uns auch über unsere eigenen Motive im Klaren sind. Warum tust du, was du tust? Sind es innere Werte oder äußere Erwartungen, die dich antreiben? Diese Selbstreflexion hilft dir, Entscheidungen zu treffen, die wirklich zu dir passen.
Beispiel für Bewusstsein: Lisa, die Teamleiterin
Lisa ist seit einem Jahr Teamleiterin in einem mittelständischen Unternehmen und noch nicht sehr erfahren. Sie merkt, dass sie oft unsicher ist, wenn sie in Meetings vor ihrem Team spricht.
Manchmal hat sie das Gefühl, sich beweisen zu müssen, und stellt fest, dass sie dann zu defensiv oder übermäßig perfektionistisch reagiert.
Anstatt diese Gefühle zu ignorieren oder zu überdecken, nimmt Lisa sich Zeit, darüber nachzudenken. Sie fragt sich: „Warum bin ich so kritisch mit mir selbst?“ und erkennt, dass ein Teil dieser Unsicherheit aus ihrer Angst kommt, von anderen als inkompetent wahrgenommen zu werden. Gleichzeitig sieht sie aber auch, dass sie ihre Arbeit gut macht und positive Rückmeldungen von ihrem Team erhält.
Durch diese Selbstreflexion wird Lisa klar, dass sie oft versucht, externe Erwartungen zu erfüllen, statt auf ihre eigenen Werte zu hören. Ihre Stärke liegt in ihrer Empathie und ihrer Fähigkeit, das Team zu motivieren – nicht in makelloser Perfektion.
Lisa beginnt, bewusst an ihrem Selbstbild zu arbeiten. Sie akzeptiert, dass Unsicherheiten ein Teil ihrer Persönlichkeit sind, und lernt, sie als Ansporn zu sehen, authentischer und menschlicher aufzutreten. Indem sie ihre Emotionen und Motive versteht, kann sie gezielt daran arbeiten, ihre Entscheidungen auf ihre echten Werte auszurichten – und nicht auf die Meinung anderer.
Unvoreingenommene Verarbeitung (Unbiased Processing) - Die Kunst der Objektivität
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es für viele Menschen schwierig ist, ehrlich zu sich selbst zu sein.
Mindestens ebenso herausfordernd ist der Unvoreingenommene Verarbeitung (Unbiased Processing).
Was verstehen wir unter diesen Begriff konkret?
Die unvoreingenommene Verarbeitung bezieht sich im Wesentlichen darauf, wie wir Informationen, die von außen auf uns einströmen, z.B. durch ein Gespräch mit einer Kollegin,
- bewusst wahrnehmen (aktives Zuhören),
- richtig einordnen und
- entsprechend bewerten.
Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.
Epiktet
Eine unvoreingenommene Verarbeitung mit Informationen bedeutet im ersten Schritt, sich bewusst zu machen, dass es diesen Filter gibt, und im zweiten Schritt, das sachlich Gesagte von den anderen Elementen der Kommunikation zu trennen.
Ein hervorragendes Modell dafür ist das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Bei jeder Aussage kann das Gesagte als
- eine Sachinformation (worüber ich informiere),
- eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe),
- einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe),
- einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte),
verortet werden.

An dieser Stelle wird schnell deutlich, wie eng das Thema Authentizität mit Wahrnehmung und Kommunikation verbunden ist.
Im engeren Sinne ist die unvoreingenommene Verarbeitung die Grundlage für wertfreie Kommunikation und wertschätzende Kommunikation.
Wer nicht besonders bewusst mit seiner Kommunikation umgeht oder ein gutes Kommunikationstraining absolviert hat, läuft oft mit Kommunikationsmustern herum, die oft nicht dem aktuellen authentischen Kern entsprechen.
Ein typisches Beispiel sind Konfliktgespräche, die später von einer Person bereut werden. Sätze wie „Das habe ich nicht so gemeint“ oder „Das ist mir so rausgerutscht“ sind typische Fälle von unbewussten Kommunikationsmustern (meist aus der Kindheit) und illustrieren in diesem Fall sehr gut, wie die Anwendung von Kommunikationsmodellen helfen kann, durch unvoreingenommene Verarbeitung aus der eigenen Authentizität heraus zu sprechen.
Beispiel für Unvoreingenommene Verarbeitung: Max, der Projektleiter in einem schwierigen Meeting
Max ist Projektleiter und leitet ein Meeting, bei dem es um die Verzögerung eines wichtigen Projekts geht. Eine seiner Kolleginnen, Sarah, äußert kritisch:
„Es ist einfach frustrierend, dass die Absprachen nicht eingehalten wurden!“
Max fühlt sich sofort angegriffen. Sein innerer Filter – geprägt von früheren Erfahrungen, in denen er oft für Dinge verantwortlich gemacht wurde, die nicht in seiner Kontrolle lagen – interpretiert Sarahs Aussage als Vorwurf gegen ihn. Sein erster Impuls ist, sich zu rechtfertigen:
„Das lag nicht an mir! Andere haben auch Fehler gemacht!“
Doch bevor Max spricht, erinnert er sich an das 4-Ohren-Modell und die Bedeutung unvoreingenommener Verarbeitung. Statt impulsiv zu reagieren, nimmt er sich einen Moment, um Sarahs Aussage genauer zu betrachten.
Er fragt sich:
- Sachinformation: Was genau sagt Sarah? → Es gab Verzögerungen und Frustration im Team.
- Selbstkundgabe: Was gibt Sarah über sich preis? → Sie ist frustriert und fühlt sich möglicherweise im Stich gelassen.
- Beziehungshinweis: Was signalisiert sie über ihre Beziehung zu mir? → Vielleicht hat sie das Gefühl, dass ich als Projektleiter für Klarheit sorgen sollte.
- Appell: Was möchte sie erreichen? → Wahrscheinlich sucht sie nach Lösungen, um solche Verzögerungen in Zukunft zu vermeiden.
Max erkennt, dass Sarahs Kritik nicht zwangsläufig ein persönlicher Angriff ist, sondern ein Ausdruck ihrer eigenen Frustration. Er antwortet daher ruhig und sachlich:
„Ich verstehe, dass die Verzögerungen frustrierend sind. Lass uns gemeinsam herausfinden, wo es gehakt hat und wie wir das in Zukunft besser angehen können.“
Durch diese unvoreingenommene Verarbeitung schafft Max eine wertschätzende und lösungsorientierte Kommunikation, anstatt die Situation durch eine impulsive Reaktion zu eskalieren.

Verhalten (Behavior) - Walk the talk
Wie wir reden, so handeln wir. Authentisches Verhalten bedeutet, dass eine Person in Übereinstimmung und Einklang mit ihren inneren Werten, Überzeugungen und Motiven handelt.
Konkret bedeutet authentisches Verhalten:
- Konsequentes Handeln: Handeln nach den eigenen Werten, auch wenn es möglicherweise Nachteile mit sich bringt.
- Aufrichtigkeit: Kommunizieren, was in einem vorgeht. Auch negative Aspekte durch wertschätzende Kommunikation in die Kommunikation einbeziehen und Botschaften aufrichtig nach außen tragen.
- Übereinstimmung zwischen innerer Haltung und äußerem Verhalten: Ein authentischer Mensch verhält sich passend zu seiner Haltung, seinen Werten und Präferenzen.
- Widerstand gegen externe Einflüsse: Authentisches Verhalten beinhaltet, dass man nicht primär aufgrund von externem Druck oder Erwartungen anderer handelt, sondern seinen eigenen Überzeugungen treu bleibt.
Beispiel für Verhalten (Behavior): Anna, die Marketingmanagerin, und die schwierige Kundenanfrage
Anna ist Marketingmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen. Ein großer Kunde fordert, dass das Team eine Werbekampagne veröffentlicht, die eine Botschaft enthält, die Anna für ethisch fragwürdig hält. Obwohl die Kampagne dem Unternehmen kurzfristig finanziellen Erfolg bringen könnte, widerspricht sie Annas persönlichem Wert, ehrlich und transparent zu kommunizieren.
Anna steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie der Forderung des Kunden nachgeben oder ihre Überzeugungen verteidigen?
Konsequentes Handeln:
Anna entscheidet sich, ihren Werten treu zu bleiben. Sie spricht mit ihrem Vorgesetzten und erklärt, warum sie diese Kampagne nicht unterstützen kann. Sie betont, dass es nicht nur um persönliche Überzeugungen geht, sondern auch um den langfristigen Ruf des Unternehmens.Aufrichtigkeit:
Im Gespräch mit dem Kunden bleibt Anna professionell, aber ehrlich. Sie sagt: „Ich verstehe Ihre Position und den Wunsch nach einer starken Botschaft. Gleichzeitig möchte ich betonen, dass wir in unserer Kommunikation großen Wert auf Transparenz und Authentizität legen. Deshalb schlagen wir vor, die Kampagne so anzupassen, dass sie unseren gemeinsamen Werten entspricht.“Übereinstimmung zwischen innerer Haltung und äußerem Verhalten:
Anna bleibt ihrem Wert der Transparenz treu, sowohl in der internen Kommunikation mit ihrem Team als auch in der externen Kommunikation mit dem Kunden. Sie zeigt durch ihr Handeln, dass sie nicht bereit ist, ihre Prinzipien für kurzfristige Gewinne zu opfern.Widerstand gegen externe Einflüsse:
Obwohl ihr Vorgesetzter zunächst skeptisch ist, bleibt Anna standhaft. Sie argumentiert sachlich und überzeugend, warum langfristiges Vertrauen wichtiger ist als kurzfristiger Gewinn. Am Ende entscheidet das Unternehmen, eine alternative Kampagne zu entwickeln, die ethisch vertretbar ist und trotzdem die gewünschten Ergebnisse erzielt.

Beziehungsorientierung (Relational Orientation) - Im Zusammenhang mit anderen sehen wir uns selbst
Diese Komponente bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Person ihr wahres Selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen und im sozialen Umfeld zeigt und aufrechterhält.
Konkret bedeutet Beziehungsorientierung im Kontext von Authentizität:
- Offenheit: Menschen zeigen in Beziehungen aufrichtig ihr „wahres Selbst“ und stehe dazu.
- Ehrlichkeit: Man verleugnet seine Einstellungen, Meinungen und Werte im sozialen Umfeld nicht.
- Transparenz: Hier gehen wir in der Interaktion mit anderen offen mit uns selbst und den eigenen Überzeugungen um, ohne sie anderen aufzudrängen oder defensiv zu sein.
- Integrität: Den eigenen Werten und Überzeugungen treu bleiben, auch wenn dies zu Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten führt. Diese Integrität ist in der Arbeitswelt besonders wichtig.
- Echte Beziehungen: Es wird angestrebt, authentische und sinnvolle Beziehungen aufzubauen, die auf gegenseitigem Verständnis und Akzeptanz basieren.
Diese Komponente unterstreicht, dass Authentizität nicht nur eine innere Haltung ist, sondern sich auch in der Art und Weise manifestiert, wie wir mit anderen interagieren und Beziehungen gestalten.
Eine authentische Beziehungsorientierung ermöglicht es, echte und tiefe Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, indem man sich selbst treu bleibt und gleichzeitig offen und ehrlich mit anderen umgeht.

Diese Komponente unterstreicht, dass Authentizität nicht nur eine innere Haltung ist, sondern sich auch in der Art und Weise manifestiert, wie wir mit anderen interagieren und Beziehungen gestalten. Eine authentische Beziehungsorientierung ermöglicht es, echte und tiefe Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, indem man sich selbst treu bleibt und gleichzeitig offen und ehrlich mit anderen umgeht.
Beispiel Beziehungsorientierung (Relational Orientation): Jonas, der neue Teamkollege, und der Wunsch nach ehrlicher Verbindung
Jonas ist seit kurzem Teil eines neuen Teams. Während der ersten Wochen hat er das Gefühl, sich anpassen zu müssen, um von den Kolleg*innen akzeptiert zu werden. Er hält sich mit seinen Meinungen zurück und versucht, den Erwartungen der Gruppe zu entsprechen. Doch nach und nach merkt er, dass er sich so nicht wohlfühlt – er möchte als er selbst wahrgenommen werden, ohne eine Rolle zu spielen.
Offenheit:
In einem Teammeeting wird Jonas gefragt, wie er die aktuelle Projektstrategie einschätzt. Anstatt vorsichtig zu antworten, um sich der Meinung der Mehrheit anzupassen, sagt er ehrlich:
„Ich verstehe die Richtung, aber ich glaube, wir könnten die Zielgruppe noch besser erreichen, wenn wir die Ansprache personalisieren. Ich habe einige Ideen, die ich gerne teilen würde.“
Jonas zeigt sich offen und bringt seine Gedanken ein, ohne Angst davor, anders zu denken.Ehrlichkeit:
Einige Tage später spricht er mit einer Kollegin über seine anfängliche Zurückhaltung. Er sagt:
„Ehrlich gesagt, wollte ich am Anfang nicht zu auffällig sein, um nicht negativ aufzufallen. Aber ich habe gemerkt, dass ich so nicht authentisch bin und das weder mir noch dem Team hilft.“
Diese Ehrlichkeit schafft eine Verbindung, weil sie zeigt, dass Jonas bereit ist, sich verletzlich zu zeigen.Transparenz:
Als Jonas in einem Konfliktgespräch mit einer Kollegin steht, bleibt er ruhig und teilt transparent mit:
„Ich merke, dass mir dieses Thema wichtig ist, und ich würde es gerne so klären, dass wir beide uns damit wohlfühlen. Es ist mir wichtig, dass unsere Zusammenarbeit auf gegenseitigem Respekt basiert.“
Durch seine transparente Kommunikation wird der Konflikt entschärft, und beide kommen zu einer gemeinsamen Lösung.Integrität:
Ein anderer Teamkollege schlägt vor, die Arbeitsergebnisse etwas „schöner“ darzustellen, als sie tatsächlich sind, um beim Chef besser dazustehen. Jonas lehnt ab, weil Ehrlichkeit für ihn ein zentraler Wert ist. Er erklärt:
„Ich denke, wir sollten ehrlich zeigen, wo wir stehen. Das hilft uns, echte Unterstützung zu bekommen und langfristig Vertrauen aufzubauen.“
Jonas bleibt seinen Überzeugungen treu, auch wenn er damit aneckt.Echte Verbindungen:
Jonas bemerkt, dass seine Offenheit und Ehrlichkeit dazu führen, dass die Kolleginnen ihm mehr vertrauen und ihn als authentischen Teil des Teams sehen. Er hat das Gefühl, echte Verbindungen zu seinen Kolleginnen aufzubauen, die auf Respekt und gegenseitigem Verständnis basieren.
Der Unterschied zwischen Echtheit und Authentizität
Obwohl Authentizität und Echtheit oft synonym verwendet werden, gibt es einige subtile Unterschiede zwischen diesen beiden Konzepten:
Aspekt | Authentizität | Echtheit |
---|---|---|
Innere Dimension | Bezieht sich auf die Übereinstimmung zwischen dem inneren Selbst und dem äußeren Ausdruck einer Person. | – |
Psychologischer Aspekt | Betont die Treue zu den eigenen Werten, Gedanken und Gefühlen. | – |
Prozesshafter Charakter | Wird als fortlaufender Prozess der Selbstfindung und Selbstverwirklichung verstanden. | – |
Kontextabhängigkeit | Authentisches Verhalten kann je nach Situation variieren, solange es mit den Kernwerten der Person übereinstimmt. | – |
Subjektive Wahrnehmung | Authentizität wird oft subjektiv von anderen wahrgenommen und bewertet. | – |
Objektive Qualität | – | Bezieht sich eher auf die objektive Qualität eines Gegenstandes oder einer Information. |
Verifizierbarkeit | – | Die Echtheit lässt sich oft durch bestimmte Kriterien oder Tests überprüfen. |
Statischer Zustand | – | Ist in der Regel ein feststehender Zustand – etwas ist entweder echt oder nicht. |
Ursprünglichkeit | – | Bezieht sich bei Objekten auf Originalität und unverfälschte Beschaffenheit. |
Anwendung auf Objekte | Authentizität wird meist auf Menschen und deren Verhalten bezogen. | Wird häufiger im Zusammenhang mit Gegenständen, Dokumenten oder Kunstwerken verwendet. |
Psychotherapeutische Übungen zur Steigerung der eigenen Authentizität
Nachdem wir uns mit den Kriterien und den dazugehörigen Beispielen beschäftigt haben, geht es nun darum, selbst zu üben und zu lernen, um zu erfahren, was es heißt, authentisch durchs leben zu gehen.
Besonders hervorheben möchte ich die klientenzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers und die motivierende Gesprächsführung nach Rollick und Miller.
Bei diesen Therapieformen geht es um eine empathische Beziehung zum Klienten, um Authentizität und Transparenz, um Emotionen und Hintergründe unserer Innenwelt. Sie helfen uns, Gespräche wertfrei und authentischer zu führen und Konflikte, z.B. zwischen Mitarbeitern und Führungskräften, aktiv zu moderieren.
Grundsätzlich kann ich jedem empfehlen, solche Therapieformen einmal auszuprobieren. Ich selbst habe schon an vielen Gruppen- und Einzeltherapien teilgenommen. Nicht unbedingt aus der Motivation heraus, psychische Probleme zu lösen, sondern um mich selbst und meine verschiedenen Seiten zu entdecken und zu fördern.
Wer sich jetzt schon konkret an seiner authentischen und empathischen Kommunikation arbeiten möchte dem empfehle ich meinen Beitrag zur motivierenden Gesprächsführung.
Im Folgenden stelle ich 3 effektive Übungen aus der Humanistischen Psychologie und 3 effektive Übungen aus der Transaktionsanalyse vor, die das authentische Sein fördern.
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6 Übungen zur Förderung der eigenen Authentizität
Das Ziel, Menschen so zu nehmen wie sie sind und dabei authentisch zu wirken, kann durch verschiedene Übungen und regelmäßiges Training erreicht werden.
Die ersten 3 Übungen habe ich der humanistischen Psychologie entnommen, die nächsten 3 Übungen der Transaktionsanalyse. Jede dieser Übungen trainiere ich selbst regelmäßig und sie sind auch Teil meiner Coachings und Trainings.
Beginnen wir mit den ersten drei Übungen aus der Humanistischen Psychologie.
- Übungen zur Selbstreflexion für mehr Authentizität
- Selbst entwickelte experimentelle Methoden zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
- Förderung der Kongruenz durch emotionalen Ausdruck
Die darauf folgenden 3 Übungen stammen aus der Transaktionsanalyse:
1. Übungen zur Selbstreflexion für mehr Authentizität
Was konkret bedeutet Echtheit? Welche Kriterien müssen für sie persönlich erfüllt sein? Erst in der eigenen Rekflektion können wir das bewusst machen.
1. Setzen Sie sich bequem hin und legen Sie Stift und Papier bereit. Nehmen Sie sich ernst und reservieren Sie sich am besten einen Termin im Kalender.
2. Nehmen Sie sich Zeit, über die folgenden Fragen nachzudenken und sie schriftlich zu beantworten:
- Was ist mir im Leben wichtig?
- Wofür möchte ich stehen?
- Welche Qualitäten sollen andere in mir sehen?
3. Schreiben Sie zunächst alle Werte und Gedanken auf, die Ihnen einfallen, egal wie unwichtig oder unsinnig sie erscheinen.
4. Wählen Sie dann die drei wichtigsten Werte aus, die Sie im Alltag umsetzen und zum Gegenstand Ihrer weiteren Selbstreflexion machen möchten.
5. Überlegen Sie regelmäßig, wie Sie diese Werte in Ihrem Alltag umsetzen können.
Diese Übung fördert nicht nur die Selbstreflexion, sondern hilft auch, ein erfülltes Lebensgefühl zu entwickeln und bewusste Entscheidungen im Einklang mit den eigenen Werten zu treffen. Jedes Mal, wenn es uns gelingt, nach unseren bewusst gewählten Werten und Kriterien zu leben, können wir dies feiern und damit diese Lebensweise stärken.
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2. Selbst entwickelte experimentelle Methoden zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
Oft bleiben wir, wie wir sind, weil wir Angst vor Veränderung haben. Diese Angst liegt außerhalb unserer Komfortzone. Nur durch Selbsterfahrung außerhalb unserer Komfortzone lernen wir, wer wir wirklich sind und dass es gut ist, so zu sein, wie wir sind.
Deshalb lade ich Sie als Leser ein, ein Experiment zu konstruieren, das ausserhalb der Komfortzone liegt, um die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Wichtig ist nur, dass es emotional herausfordernd ist und etwas mit den eigenen Werten zu tun hat.
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
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3. Förderung der Kongruenz durch emotionalen Ausdruck
Im Folgenden stelle ich eine konkrete Übung zur Kongruenzförderung vor, die auf Körperwahrnehmung und emotionalen Ausdruck abzielt:
Übung: „Körper-Emotion-Ausdruck“
Vorbereitung: Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an dem Sie ungestört sind. Nehmen Sie eine bequeme Sitzposition ein oder legen Sie sich hin.
Schritt 1: Körperwahrnehmung
- Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein und aus.
- Machen Sie einen kurzen Body-Scan, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit langsam von den Füßen bis zum Kopf wandern lassen.
- Achten Sie darauf, wo Sie Verspannungen oder besondere Empfindungen spüren.
Schritt 2: Emotionale Erforschung
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Gefühle in diesem Moment.
- Fragen Sie sich: „Welche Emotion ist in diesem Moment am präsentesten?“
- Lokalisieren Sie, wo im Körper Sie diese Emotion am stärksten spüren.
Schritt 3: Körperlicher Ausdruck
- Machen Sie eine Bewegung oder Geste, die dieses Gefühl ausdrückt.
- Verstärken Sie die Bewegung langsam und beobachten Sie, wie sich das eigene Erleben verändert.
Schritt 4: Verbaler Ausdruck
- Finden Sie einen Satz oder ein Wort, das Ihr Gefühl beschreibt.
- Sprechen Sie diesen Satz laut aus, während Sie die Bewegung ausführen.
Abschluss:
Wiederholen Sie diese Übung regelmäßig, um Ihre Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und zum authentischen Ausdruck zu stärken. Mit der Zeit werden Sie eine größere Kongruenz zwischen Ihrem inneren Erleben und Ihrem äußeren Ausdruck entwickeln.
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4. Selbstdistanzierung und Selbstbetrachtung
Übung: „Der innere Beobachter
Vorbereitung:
Suchen Sie sich einen ruhigen Ort und nehmen Sie eine bequeme Haltung ein. Stift und Papier bereithalten.
Schritt 1: Situation auswählen
- Wählen Sie eine aktuelle Situation aus Ihrem Leben, die Sie emotional beschäftigt.
- Beschreiben Sie diese Situation kurz in wenigen Sätzen.
Schritt 2: Perspektivenwechsel
- Stellen Sie sich vor, Sie betrachten sich von außen, als wären Sie eine andere Person.
- Betrachten Sie die Situation aus dieser distanzierten Perspektive.
Schritt 3: Wertfreie Selbstbeobachtung
- Beobachten Sie Ihre Gedanken, Gefühle und körperlichen Reaktionen in Bezug auf die Situation.
- Notieren Sie sie, ohne sie zu bewerten.
Schritt 4: Analyse
- Fragen Sie sich: „Was sagt diese Reaktion über meine Werte und Bedürfnisse aus?“
- Schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf.
Schritt 5: Alternativen erkunden
- Überlegen Sie: „Welche anderen Perspektiven oder Handlungsmöglichkeiten gibt es in dieser Situation?“
- Notieren Sie mindestens drei alternative Sichtweisen oder Handlungsmöglichkeiten.
Schritt 6: Integration
- Kehren Sie zur Ausgangssituation zurück.
- Fragen Sie sich: „Was nehme ich aus dieser Reflexion mit? Wie kann ich das Gelernte in mein Handeln integrieren?
Abschluss:
Reflektieren Sie den Prozess. Wie hat sich Ihre Wahrnehmung der Situation verändert? Welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Diese Übung fördert die Selbstdistanzierung, indem sie einen „inneren Freiraum“ schafft, der es ermöglicht, sich selbst und die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sie fördert auch die Selbstreflexion, indem sie dazu anregt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und zum eigenen Verhalten Stellung zu nehmen.
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5. Emotionale Exploration
Vorbereitung:
Finden Sie einen ruhigen Ort. Legen Sie ein großes Blatt Papier und Buntstifte bereit.
Schritt 1: Emotionen identifizieren
- Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um in sich hineinzuspüren.
- Notieren Sie alle Emotionen, die Sie in diesem Moment wahrnehmen.
Schritt 2: Visualisierung
- Zeichnen Sie für jede Emotion einen Kreis auf das Papier.
- Die Größe des Kreises repräsentiert die Intensität der Emotion.
- Wählen Sie für jede Emotion eine Farbe, die Sie damit assoziieren.
Schritt 3: Körperliche Empfindungen
- Spüren Sie in Ihren Körper hinein. Wo fühlen Sie die jeweilige Emotion?
- Zeichnen Sie diese Körperstellen in die entsprechenden Kreise ein.
Schritt 4: Verbindungen herstellen
- Ziehen Sie Linien zwischen Emotionen, die miteinander in Beziehung stehen.
- Je stärker die Verbindung, desto dicker die Linie.
Schritt 5: Exploration
- Betrachten Sie Ihre emotionale Landkarte.
- Fragen Sie sich: „Was erzählt mir diese Karte über meinen aktuellen emotionalen Zustand?“
- Notieren Sie Ihre Erkenntnisse am Rand des Blattes.
Schritt 6: Reflexion
- Welche Emotion überrascht Sie am meisten?
- Gibt es Emotionen, die Sie gerne verstärken oder abschwächen möchten?
- Wie könnten Sie das erreichen?
Abschluss:
Bewahren Sie Ihre emotionale Landkarte auf. Wiederholen Sie die Übung regelmäßig, um Veränderungen in Ihrem emotionalen Erleben zu beobachten und zu verstehen. Diese Übung fördert die emotionale Exploration, indem sie uns dazu ermutigt, die Gefühle bewusst wahrzunehmen, zu visualisieren und zu reflektieren.
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6. Die innere Stellungnahme zur eigenen Authentizität
Übung: „Innerer Dialog über Authentizität
Vorbereitung:
Suchen Sie sich einen ruhigen Ort und nehmen Sie sich 15-20 Minuten Zeit. Halten Sie Stift und Papier bereit.
Schritt 1: Situation auswählen
- Denken Sie an eine aktuelle Situation in Ihrem Leben, in der Sie sich unsicher fühlen, ob Sie authentisch handeln.
- Beschreiben Sie diese Situation in wenigen Sätzen.
Schritt 2: Innerer Dialog
Beantworten Sie die folgenden Fragen schriftlich:
- Wie sehe ich mich selbst in dieser Situation?
- Was fühle ich wirklich?
- Was ist mir wichtig in dieser Situation?
- Welche inneren Widerstände spüre ich?
- Was wäre jetzt das Richtige für mich?
Schritt 3: Stellungnahme
Formulieren Sie auf der Grundlage Ihrer Antworten eine klare Stellungnahme zu der Situation.
Beginnen Sie mit: „Für mich persönlich bedeutet das…“.
Schritt 4: Aktionsplan
- Überlegen Sie: „Was werde ich konkret tun, um in dieser Situation authentischer zu sein?
- Notieren Sie sich mindestens eine konkrete Handlung.
Abschließen:
Wie fühlt es sich an, diese authentische Entscheidung getroffen zu haben? Welche Veränderungen erwarten Sie?
Diese Übung basiert auf dem Prozessmodell der Existenzanalyse und fördert den inneren Dialog und die Stellungnahme.
Welche Herausforderungen gibt es beim authentisch sein?
Aus meiner Erfahrung gibt es zwei Herausvorderungen für die ein authentisches Leben vor großen herausvorderungen stellen. Das sind:
- Angst vor den eigenen Emotionen
- Falsches Verstädniss was authentisch leben bedeutet
Wie die Angst vor den eigenen Emotionen verhindert, authentisch zu sein
Jeder Mensch möchte ein authentisches Leben führen. Gleichzeitig wollen wir auch zu einer Gruppe gehören und unterschiedliche Ansichten und Lebensweisen führen zu potentiellen Konflikten. Die Folge ist, dass sich viele anpassen und Sätze wie „Ich muss ja…“ als gegeben hinnehmen. Die Anpassung siegt über die individuellen Wünsche, was oft zu psychischen und seelischen Störungen führt.
Jedes Mal, wenn wir uns gegen eine landläufige Meinung wie „so musst du sein, sonst…“ stellen, entstehen Emotionen. Typischerweise handelt es sich dabei um Angst (nicht dazuzugehören) und Leiden, weil das eigene Fühlen und Handeln nicht kongruent gelebt werden kann.
In diesem Zusammenhang sind es die Emotionen, die wir nicht fühlen und akzeptieren wollen. Wenn wir bereit sind, alle Emotionen, auch die negativen, wirklich zu fühlen, zu akzeptieren und die Verantwortung dafür zu übernehmen, steht einem authentischen Leben nicht mehr viel im Wege. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein gutes Verständnis von Authentizität.
Wie falsche Vorstellungen von Authentizität eine Negativspirale auslösen können
Eines Tages sagte mir jemand aus der „Radical honest“ community, dass er mein Gesicht hässlich findet.
Sofort gingen bei mir die Alarmglocken an und der Drang sich zu verteidigen und zum Gegenangriff überzugehen war sehr stark. Stattdessen atmete ich tief durch und sagte: „Gut, dass das dein Problem ist und nicht meins“.
Wie eingangs beschrieben, ist die Innenwelt oft von emotionalen Verletzungen geprägt. Diese werden dann unter dem Deckmantel der „Ehrlichkeit“ verborgen.
Die Herausforderung besteht also vor allem darin, sich mit den eigenen Verletzungen und Projektionen auseinanderzusetzen, um eine echte Kommunikation von innen heraus mit anderen Menschen aufzubauen. Das ist oft schwierig und mit starken Emotionen verbunden, aber es lohnt sich.
Fazit: Sich selbst treu und gesund bleiben
Authentizität erweist sich als vielschichtiges Konzept, das weit über oberflächliche Echtheit hinausgeht. Die bisherige Analyse zeigt drei zentrale Erkenntnisse:
Authentizität ist wissenschaftlich fundiert und messbar. Sie umfasst die nachweisbare Übereinstimmung zwischen dem inneren Wesenskern einer Person und deren äußerer Manifestation in Denken, Fühlen und Handeln. Die psychologische Forschung identifiziert dabei vier Kernkomponenten: die physische, emotionale, kognitive und Verhaltensdimension.
Der Begriff wurzelt tief in der Geschichte, von seinen griechischen Ursprüngen bis zur philosophischen Transformation in der Aufklärung. Diese historische Entwicklung prägt unser heutiges Verständnis von authentischer Selbstverwirklichung maßgeblich.
In der modernen Gesellschaft gewinnt Authentizität zunehmend an Bedeutung, besonders als Gegenpol zu einer von sozialen Medien und künstlichen Personas geprägten Welt. Sie wird zum wichtigen Faktor für psychische Gesundheit, erfolgreiche Beziehungen und nachhaltige Führung.
Dabei zeigt sich: Authentizität ist keine statische Eigenschaft, sondern eine aktiv zu entwickelnde Kompetenz, die bewusstes Selbstmanagement und kontinuierliche Selbstreflexion erfordert. Sie bedeutet nicht, alle Impulse ungefiltert auszuleben, sondern verschiedene Aspekte der Persönlichkeit stimmig zu integrieren. Ein authentisches Leben ist letztlich ein Leben des wertschätzen für sich selbst und für andere.
FAQ
Ist authentisch eine Stärke?
Ja, Authentizität ist eine Stärke. Authentizität, auch Aufrichtigkeit oder Ehrlichkeit genannt, ist eine der 24 Charakterstärken der Positiven Psychologie und spielt eine wichtige Rolle in der Positiven Psychologie. Diese Stärke manifestiert sich in verschiedenen Aspekten des menschlichen Verhaltens wie Selbsttreue, Wahrheitsliebe, aufrichtiges Handeln, Verantwortungsübernahme und einer achtsamen Selbstwahrnehmung. All dies sind Stärken, die von Mitmenschen und Arbeitgebern geschätzt werden.
Ist authentisch ehrlich?
Ja, wer wirklich authentisch sein will, ist ehrlich zu sich selbst und zu anderen. Auch wenn dies zu Konflikten oder Nachteilen führen kann.
Kann man Authentizität erlernen? Wie kann man authentisch sein?
Authentizität beginnt mit der Erforschung der eigenen Gefühle und Persönlichkeitsstruktur. Verschiedene Übungen wie „Übungen zur Selbstreflexion für mehr Authentizität“, „Selbst entwickelte experimentelleMethoden zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung“, „Förderung der Kongruenz durch emotionalen Ausdruck“, „Emotionale Exploration“ oder „Die innere Stellungnahme zur eigenen Authentizität“ helfen dabei Authenzität zu erlernen.